Wenn mal wieder ein Musikjournal oder eine Internet-Seite oder ein Freund progressiver Rockmusik eine „Best Of“-Liste von Pontius bis Pilatus und zurück zusammenstellt und dieser den Obergriff „Beste Debüt-Alben des progressiven Rocks“ verleiht, dann sollte das Debüt-Album aus dem Jahre 1971 von JADE WARRIOR auf keinen Fall darauf fehlen!
Und wieder sind es Repertoire Records, die dieses musikalische Goldstück heben, es auf dem schwarzen 180g-Vinyl-Gold verewigen, ihm mit einem perfekten Remaster einen nie dagewesenen superben Sound sowie die aufklappbare Original-LP-Hülle mit allen Texten und einem großen Bandbild im Inneren verpassen. So hören wir nicht nur progressiven Kunstrock auf „Jade Warrior“, sondern genießen zugleich die kunstvolle Klangbearbeitung und hochwertige Retro-Gestaltung!
Auch welche Meisterleistung klanglicher Aufarbeitung gerade bei diesem Album vollbracht wurde, wird den meisten, welche die ursprüngliche LP- und CD-Version von „Jade Warrior“ besitzen – so wie auch der Verfasser dieser Zeilen – schon nach den ersten sound-technisch umwerfenden Klängen dieser Vinyl-Ausgabe bewusst.
In ihrer Musik auf „Jade Warrior“ vereinte das britische Trio - dessen Name auf der Gruppe von japanischen Samurai basiert, die statt kriegerisch zu kämpfen sich voll und ganz der Schönheit der Poesie zuwenden - wundervolle, (sprach)bildgewaltige, epische, mitunter märchenhafte Texte mit ruhig-experimentellem Kunstrock, der besonders durch den vielfältigen Einsatz unterschiedlichster Percussion und Flöten viel Weltmusikalisches, manchmal afrikanisch Anmutendes in sich trug. Oftmals kommt einem beim Hören von „Jade Warrior“ das verträumt-melancholische, geradezu hypnotische „Moonchild“ sowie „I Talk To The Wind“ und „Epitaph“ vom wohl besten Prog-Rock-Debüt aller Zeiten, KING CRIMSONs „In The Court Of The Crimson King“ (1969), und natürlich, der die Musik dominierenden Flöte wegen, immer wieder JETHRO TULL in den Sinn. Aber auch die ganz frühen TANGERINE DREAM (bei „Dragonfly Day *Death“) – welche ebenfalls auf ihren ersten Aufnahmen besonders die Flöte liebten – und für den Ost-Prog-Fan selbstverständlich ELECTRA sind unverzichtbare Bezugsgrößen des breitgefächerten Spektrums hinter „Jade Warrior“.
Selbst die Texte sind in ihrer lyrisch-mythisch-verspielten Crimson-Aura mit denen des crimson-königlichen Hofdichters PETE SINFIELD vergleichbar, wovon bereits der Album-Opener (mit seiner versteckten Freiheitsgedanken-Kritik und dem unmittelbaren Bezug zum Album-Cover) zeugt:
„Across the desert in a ship of sparkling silver went the man
With scarlet poems on the sails he played and softly sang
His name was freedom when he lived
Forgotten when he died.“
Ähnlich wie der Inhalt dieser klangvollen Zeilen wirkt zugleich die vordergründig ruhige, epische, weltmusikalische und vor allem progressive Rockmusik auf dem 71er-Debüt von JADE WARRIOR auch auf den Hörer.
Ein für viele noch immer verborgen gebliebenes Meisterwerk!
So ist es sicher auch kein Wunder, dass STEVE WINWOOD zu den frühen Bewunderern von JADE WARRIOR zählte und ihre Musik über alle progressiven – nicht nur grünen – Kräuter bis hin zum Artrock-Klee lobte, was nach den ersten drei Alben und einer Kündigung seitens des Progrock-Labels Vertigo zur Folge hatte, dass die britischen Artrocker einen Vertrag bei Island Records erhielten.
Eigentlich sollte man sogar so vermessen sein, dieses Album nicht nur bei den „Besten Debüt-Alben progressiver Rockmusik“ aufzulisten, sondern es gleich mit unter den „Top Ten“ platzieren!
FAZIT. Eins der besten progressiven Rock-Debüts aller Zeiten in allerbester, remasterter Klangqualität auf 180g-Vinyl gebannt, mit einem hervorragenden aufklappbaren Original-Cover samt allen bildhaft-lyrischen Texten versehen, gibt‘s endlich wieder für alle LP- und Prog-Rock-Liebhaber dank Repertoire Records zu erstehen. JADE WARRIOR mit ihrem Debüt aus dem Jahr 1971, das sich zwischen verträumten KING CRIMSON und zart rockenden JETHRO TULL bewegt – die sanften britischen Samurai des Progs!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.04.2017
Glyn Havard
Glyn Havard
Tony Duhig
Jon Field
Jon Field (Flöte)
Repertoire Records
43:56
31.03.2017