Posaunist Samuel Blaser, der schon mit mehreren originellen Soloprojekten Aufsehen über die einschlägigen Jazz-Kreise hinaus erregte, mag der bekannteste Musiker dieses Quartetts sein, doch sie alle sind jeweils Stars für sich, wenn sie unter dem Banner JASS agieren. Hierbei scheint alles möglich und nichts ausgeschlossen zu sein. "Mix Of Sun And Clouds" wirkt, wenn man seine Rezeption auf den Titel bezieht, ungefähr so, als seien mit diesen beiden Konstituenten am Himmel Komposition und Improvisation gemeint, die bei dieser Musik irgendwie miteinander einherzugehen scheinen. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/79a241c6685b44e29decdd46b9f47563" width="1" height="1" alt="">
Vieles auf dem Album wirkt spontan dahingeworfen, manches aber mit Kalkül inszeniert. Das hibbelige 'Forced empathy' steht beispielhaft für diese potenzielle Herangehensweise der Protagonisten: Viel Schlagzeug-Gepolter, virtuoses Bass-Gebrummel und letztlich dann doch geradezu lyrische Bläser-Linien zeichnen dieses Stück und letztlich auch den Rest des Albums als Gesamtwerk aus.
Und das ist es in der Tat - in sich rund und stimmig, ohne dass der Hörer nach kurzer Zeit ahnen könnte, woher der Hase bis zuletzt läuft. In Wahrheit schlägt Meister Lampe nämlich Haken, dass einem hoffentlich nicht Hören und Sehen vergehen. Die technischen Fertigkeiten der Beteiligten rauben den Atem dergestalt, dass man behaupten darf, sie würden die grenzen ihres jeweiligen Instruments ein Stück weiter ausloten und es gewissermaßen neu erfinden.
Ist "Mix Of Sun And Clouds" also schwer genießbare Avantgarde? Nein, gewiss nicht, bloß muss man das Material langsam verdauen, was aber insofern lohnt, als die Scheibe langfristig im Player rotieren wird, sodass am Ende feststeht …
FAZIT: … JASS suchen ihresgleichen, wenn es darum geht, Stegreif-Spiel und kunstvoll fortschrittliche Arrangements im Kontext von Jazz jedweder Schattierung, Weltmusik und Kammerorchester zu verschmelzen. "Mix Of Sun And Clouds" ist ein packendes und doch ganz unaufgeregtes Album für Entdecker.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.01.2017
Sébastien Boisseau
John Hollenbeck
Alban Darche (Trompete), Samuel Blaser (Posaune)
Yolk Music
56:39
06.01.2017