Shedding Skin ist das dritte Soloalbum des amerikanischen Jazz-, Fusion und nicht zuletzt Rock-Gitarristen Jeff Kollman. Es erschien ursprünglich 1999, war etwa vier Jahre lang in der Mache und ließ erst 2012 ein weiteres Studioalbum folgen, dem lediglich eine Live-Platte Mitte der Nullerjahre vorausging. Für Instrumentalgourmets sind die Veröffentlichungen des Mannes aber im Grunde allesamt Selbstläufer, weil er sich von jeher auch als hervorragender Songwriter von anderen Fingerakrobaten abgrenzt.
Stilistisch nicht unbedingt wegweisend für den Rest ist der Titeltrack 'Shedding Skin' zu Beginn, der sich nach akustischer Einleitung als Heavy Funk mit Ray Riendeaus charakteristischem Slap-Bass herausstellt. Dieser steht auch im darauffolgenden 'Fat, Mean and Nasty' gleich neben dem Sechssaiter im Vordergrund. Schleppend heavy wird es an anderer Stelle hingegen mit 'The X Factor' (ist den Groove-Helden KING'S X gewidmet), bei dem der Gitarrist gleich auch die vier Saiten übernommen hat. Hier wie in allen anderen Tracks steht ihm Schlagzeuger Shane Gaalaas zur Seite, der zu Kollmans prominentem Mitmusikerstamm gehört.
Bassist Kevin Chown, der bekanntermaßen neuerdings auch bei Jeffs Trio COSMOSQUAD mitmischt, gibt sich ebenfalls ein Stelldichein, so geschehen etwa im südamerikanisches Flair verbreitenden Semi-Akustik-Song 'The Color For Love', wo sich der Gitarrist und Pianist Dale Grisa gegenseitig die Bälle zuspielen. Hier wie generell auf "Shedding Skin" beeindrucken ein dynamisches Klangbild, das sowohl der Produktion als auch dem einfühlsamen Zusammenspiel der Beteiligten zu verdanken ist.
Von Klugheit bei der Zusammenstellung der Kompositionen zeugt die Tatsache, dass zu Beginn des letzten Drittels der Spielzeit Tempo und Phonstärke verringert werden ('My Soul Deep Inside', in derselben Besetzung eingespielt wie 'The Color Of Love'), ehe es noch einmal richtig satt zu Werke geht, und zwar in Form von 'My Guitar Gently Screams'
Kollmans beschwingte Leads ziehen sich bei aller Stilvielfalt wie der berühmte rote Faden durchs Material. Der Griffbrettkünstler brilliert in allen erdenklichen Situation, ob im tänzerischen 'Redeye Romp', während des eleganten 'Where Is One?' oder nach dem ätherischen Intro 'The Subconscience', wenn er in Form von 'Sheer Drama' mithilfe von Basser Barry Sparks eine stark rhythmisch geprägte Geschichte im übertragenden Sinn erzählt, denn hier wirkt seine Lead-Arbeit genauso "sprechend", wie der sanft dahinfließende Rock-Mainstream von 'Journey Through Life' zu den "mitsingbarsten" Tracks des Albums zählt.
FAZIT: Mit seinem recht charakteristischen Stil, der sich aus motorischer Flinkheit, dem blindem Verständnis mehrerer Genres, Melodiegespür und einer gehörigen Portion Coolness ergibt, überstrahlt Jeff Kollman alle egomanischen Fretboard-Wichser, die über schnelle Fingerübungen nicht hinauskommen. Dieser Re-Release von "Shedding Skin", einem vielfältigen wie in sich stringenten Album mit (selbstverständlich) überdurchschnittlichem Sound, lädt Unbedarfte zu einer eingehenden Beschäftigung mit dem Schaffen des Gitarristen an. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/b8019239121147e88d8c9db7a7f3863e" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.09.2017
Marmaduke Records
50:16
01.09.2017