EVANESCENCE-Gitarristin Jen Majura, eine lautstarke Endorserin des Verstärkerherstellers Engl, bietet auf ihrem zweiten Soloalbum ein buntes Potpourri an Gitarrenklängen und mehr, wie man sie aus der Muckerszene erwartet. Allerdings ist "InZENity" nicht nur eine Zurschaustellung gehobener instrumentaler Fähigkeiten, sondern auch eine für "Laien" bzw. Gelegenheitshörer unterhaltsame Scheibe.
Die Grundvoraussetzungen, das Album nahtlos zwischen ähnlichen Geschichten aus dem Shredding-Milieu einzureihen, sind indes gegeben - vor allem in Hinblick auf die Prominenz, die in diesem oder jenem Song gastiert, namentlich Alex Skolnick (TESTAMENT), Jeff Waters (ANNIHILATOR), Mattias IA Eklundh (FREAK KITCHEN), Jan Zehrfeld (PANZERBALLETT) und Nico Schliemann, der Live-Klmapfer des Electro-Pop-Duos GLASPERLENSPIEL.
So weit, so gut - zu den eigentlichen Songs: Im Großen und Ganzen spielt Majura harten Pop Rock, mit dem sie sich - ein nicht selbstverständlicher Bonus - auch al kapable Sängerin hervortut. "InZENity" ist manch spleenigem Songtitel zum Trotz ein durchweg ernstes Album, auf dem schmissige Chöre halsbrecherischen Solos folgen und die Refrains auf Eighties gebürstet wurden.
Davon zeugt bereits früh das mit Stakkato-Riffs plättende Titelstück oder später 'Sick Brain', wohingegen die akustische Ballade 'Lied ihne Namen' (übrigens auch auf Englisch) das andere Ende des Härtespektrums markiert. Dort sind dann auch das bedächtige 'Leave Me' und 'Tobi didn't shop up for breakfast' angesiedelt - ein Soundtrack, zu dem man sich nicht unbedingt nur leere Frühstückstische vorstellt. Der Hit (nicht nur wegen des Titels) des Albums heißt indes 'Like Chuck Norris' und wird naheliegenderweise auch medial ein bisschen ausgeschlachtet - recht so, wenn die Substanz eines Produkts von vorn bis hinten gegeben ist.
Jen Majura muss nicht darauf herumreiten, dass sie eine Frau im immer noch von Männern dominierten Metier Rock bzw. Metal ist; hier sprechen Noten und umso nachdrücklicher noch kompositorische Qualitäten.
FAZIT: "InZENity" wirkt für die Arenen einer vergangenen Zeit vorgesehen und dank modern ballernder Produktion auf die Gegenwart eingestimmt. Jen Majura ist so was wie die aufgebohrte Lita Ford mit den Fingerfertigkeiten von The Great Kat ohne zu tiefes Dekolletee.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.11.2017
SAOL / H'Art
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03.11.2017