Da hat, ganz ähnlich wie wir es bereits von FLAMING ROW kennen, ein einzelner leidenschaftlicher, Prog-affiner Musiker und Multiinstrumentalist keinen Aufwand und Mühe gescheut, um aus seiner ehemals 1996 gegründeten nationalen Band ein mit internationalen Musikern zusammengestelltes Band-Projekt auf die Beine zu stellen. Und da es musikalisch auch einige Parallelen zu den bereits benannten FLAMING ROW – von denen man schon viel zu lange leider nichts mehr gehört hat – gibt, bleiben wir gleich bei den Parallelen. Denn natürlich muss solch ein groß angelegtes Projekt auch inhaltlich und textlich ein Konzept verfolgen. Da kommt einem natürlich zusätzlich noch AYREON mit in den Sinn, besonders wenn das Album des besagten, aber hier noch nicht benannten, Musikers ähnlich wie AYREONs „Final Fantasy“ beginnt und mit einem durchgängigen, sehr guten Erzähler (KAI WARSZUS) fungiert. Das alles natürlich in einem schönen dreifaltigen Digipak samt 20seitigem Booklet mit allen Texten und davon inspirierten, collagenähnlichen, an YES-Cover erinnernden Bildern versehen.
Ja, er war sehr fleißig, leidenschaftlich und voller Inspiration dieser OLIVER RÜSING, der seine im Dezember 2014 mit dem Deutschen Rock & Pop-Preis als „Beste Progressive Band“ ausgezeichnete Band KARIBOW zu einem neuen Studio-Album orchestralen Prog-Metals mit dem Titel <a href="https://www.youtube.com/watch?v=gk5EzOvC0HE" rel="nofollow">„From Here To The Impossible“</a> verhalf, das nicht nur sehr ansprechend gelungen ist, sondern auch auf ganz große Musiker der aktuelleren Prog-Szene zurückgreift, die sonst bei SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR, UPF, CYRIL, SAGA, DAMANEK, UNITOPIA, TOXIC SMILE, HARVEST, SOUTHERN EMPIRE, CLEARWAY und HARVEST aktiv sind. So setzt KARIBOW zielstrebig den beeindruckenden, diesmal aber deutlich härteren, Weg fort, den sie mit dem Vorgänger <a href="https://www.youtube.com/watch?v=P5cn9BMvf0M" rel="nofollow">„Holophonium“</a> bereits sehr erfolgreich eingeschlagen hatten. Auch agieren wie bei „Holophonium“, bei dem sogar SAGA-Sadler als Sänger geworben werden konnte, die unterschiedlichsten Sänger, um den Charakteren der Handlung vielfältig ihr ganz spezielles Leben einzuhauchen, wobei neben den männlichen Sängern Rüsing, Trueack und Lopresto ganz besonders auch <a href="https://www.youtube.com/watch?v=5WwJn0OsBqY" rel="nofollow">die einzige Sängerin rundum überzeugt</a>: Monique Van Der Kolk von HARVEST.
Auch eine völlig neue, faszinierende Klangfarbe erwartet uns auf dem neuen KARIBOW-Album – das Saxofon, gespielt von MAREK ARNOLD, der die Band zugleich auch bei Live-Auftritten aktiv an den Keyboards unterstützt, und einen Song wie „Black Air“ zu einer wunderschönen, mit leichten Jazz-Avancen angereicherte Ballade werden lässt, die sich im Verlaufe seiner 10 Minuten dann zu einem bombastischen Stück hervorragenden Progs erhebt. Ein großartiges Stück, das direkt auf das große Finale der fünfteiligen Symphonie – so sollte man wohl „From Here To Impossible“ wirklich nennen – hinsteuert. Das Ende einer Reise durch die Menschenzeit, die mit der Kindheit begann und der Frage: „Möchtest du unsterblich sein?“, endet.
Die musikalische Antwort darauf ist: „...“ Als Kritiker sollte man doch unbedingt die Spoiler-Gefahr berücksichtigen und natürlich das große Finale eines großen melodischen Konzept-Prog-Albums im besten AYREON- und FLAMING ROW-Stil nicht vorwegnehmen. Also, selber hören und genießen und sich vielleicht zuvor Gedanken über diese finale Frage selber machen. Vielleicht kommt man ja dann auf die gleiche Antwort wie KARIBOW.
Allerdings kann man sich bei all der guten Musik, die in letzter Zeit auch aus der progressiven Ecke kommt, durchaus schon mal ein ewiges Leben wünschen, um die Ruhe und Zeit zu haben, diese genussvoll genießen zu können, so wie „From Here To Impossible“ von KARIBOW. Und damit wäre hier zugleich auch das ewige FAZIT gesprochen bzw. geschrieben bzw. formuliert bzw. subjektiv objektiviert oder sonstwas sonstwie zum Ausdruck gebracht. Dieses Thema Ewigkeit bringt einen eben immer wieder an seine (persönlichen) Grenzen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.07.2017
Oliver Rüsing, Thomas Wischt
Oliver Rüsing, Mark Trueack, Monique Van Der Kolk, Daniel Lopresto
Oliver Rüsing, Jörg Eschrig
Oliver Rüsing, Marek Arnold, Jim Gilmour, Sean Timms
Oliver Rüsing, Gerald Nahrgang
Marek Arnold (Saxofone), Kai Warszus (Sprecher)
Progressive Promotion Records
71:55
15.06.2017