Mitten aus der türkischen Hauptstadt Istanbul, aber auch Rostock, Antakya und Baku, kommt mit <a href="https://www.youtube.com/watch?v=d2ZOrywStFo" rel="nofollow">„Encounters“</a> die Band KATRE – ein progressiv-postrockendes Quartett – daher, die auf geschickte Art ein melodramatisches Konzept, das ja bei Instrumental-Alben immer recht schwer umzusetzen ist, mit ebenso melodramatischer, oft sich im Midtempo bewegender Musik vereint, die aber auch richtig explodieren kann und alle Ansprüche an guten Post Rock erfüllt.
Hinter dem Bandnamen, der sich aus dem alten arabischen Wort für „Tropfen“ herleitet, verbirgt sich im Grunde auch deren musikalisches Konzept. Keine wirklichen Gewitter oder Unwetter erwarten uns bei KATRE, vielmehr die Tropfen des Morgentaus oder eines als Erlösung für die Natur empfundenen Landregens, den man in seiner ganzen erfrischenden Schönheit genießen kann. Prog- und Post-Rock gehen Hand in Hand, Metallisches aber bleibt außen vor. Eine Seltenheit gerade bei instrumentalem Prog. Im Falle von KATRE und deren vielfältigen musikalischen Ideen allerdings eine hervorragende Idee, wenn uns beispielsweise auf „The Breath, Part I“ der Herzschlag entgegenschallt und die Gitarre natürlich Erinnerungen zu den floydigen Darkside-Momenten hinter „Breathe“ weckt. Und auch ohne Texte erkennen wir ganz schnell, dass es bei „Encounters“ um entstehendes Leben vom Mutterleib über die Geburt bis hin zu dem Platz, den man sich inmitten seiner Natürlichkeit sucht, geht.
Besonders reizvoll sind dabei die vielen akustischen Momente, während der man beispielsweise richtig hört, wie die Finger über das Griffbrett der Gitarre gleiten, die dann, oftmals durch das Schlagzeug vorangetrieben, bombastische Soundwälle errichten oder sich in wahrhaften Hymnen vollenden. Dabei beabsichtigen die vier türkischen Musiker eine musikalische Vereinigung von westlicher und östlicher Musik, von Tradition und Moderne. Ein Unterfangen, das ihnen auf dem <a href="https://www.youtube.com/watch?v=OxKmXBOuBEo" rel="nofollow">kompletten Album</a>, besonders durch die wechselseitige Kombination aus akustischer und elektrifizierter, ruhiger und postrockiger Elemente rundum gelingt. Dabei läuft besonders das letzte Stück, „Heaviest Leaves“, zum ganz großen Highlight auf, indem es zerbrechlich, trauervoll und sehr getragen beginnt, um sich dann zum Ende hin zu einem bombastisch rockenden Finale zu erheben. Völlig unverständlich dabei ist aber, warum gerade der letzte Titel und das Album als solches mit einer blöden Ausblende endet, statt mit einem ordentlich-knackigen Wumms!
FAZIT: Sie leben in drei unterschiedlichen Ländern (Deutschland, Türkei, Azerbaijan), kommen aber alle aus der Türkei und machen instrumentale Musik, die mit Ruhe und Besonnenheit, aber auch hymnischem Bombast Progressive- und Post-Rock auf einem west-östlichen Musik-Diwan platziert, auf dem sich garantiert auch der Hörer nur zu gerne niederlässt, wenn er dabei die Entstehung des Lebens folgen darf, dem sich dieses beeindruckende Album „Encounters“ von KATRE annimmt.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.07.2017
Hüseyin Koç
Hasan Koç, Aycan Meryumo?lu
Okaner Ertu?rul
Fluttery Records
40:23
27.04.2017