Eine gemeinsame Veröffentlichung dieser beiden Bands passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, denn sowohl LLNN als auch WOVOKA haben vor kürzerer oder längerer Zeit tolle Karriere-Auftakte hingelegt. LLNNs starkes Debütalbum "Loss" ist aus dem vergangenen Jahr in guter Erinnerung geblieben, WOVOKAs Einstand "Saros" war ein Jahr zuvor nicht minder beachtenswert.
Für "Marks/Traces", dessen Musik unter einem passenderweise bedrückenden Artwork zu einem unheilvollen Soundtrack verschmilzt, bei dem unerheblich wird, von wem nun was stammt, steuern die Bands jeweils sechs und einen Song bei. Die 'Marks'-Suite von LLNN dauert knapp 20 Minuten und entstand schon vor "Loss", als die Gruppe noch keinen Plattenvertrag hatte, sind aber gewiss keine zweite Wahl. Hier zahlen sich die bereits bekannten Vorzüge der Musiker aus:
Ihre Songs schrauben sich in dynamische Höhen hinauf und stellen letztlich eine Art von Katharsis in Aussicht, die so gar nicht dem vorhersehbaren Post-Metal-Muster entspricht. Erdrückende Heaviness vereint sich übergangslos mit Ambient-Passagen, derweil LLNN entweder nachgerade hymnisch melodisch musizieren oder ins geräuschvolle Weite schweifen.
WOVOKAs einziger Split-Beitrag 'Traces' veranschlagt satte 18 Minuten. Auch hier werden Riffs himmelhaushoch getürmt und mit Geheul unterlegt, wobei markerschütternde Schreie, die nicht im Geringsten aufgesetzt anmuten (von wegen das gehöre sich in diesem Genre so) Kontraste setzen und ebenso aufrütteln wie die haarsträubende Dynamik generell aller Stücke.
'Traces' wirkt trotz seiner üppigen Spielzeit wie aufs Nötigste entkernt, quasi zur Steigerung der Intensität, und kommt aufgrund seiner hypnotischen Wirkung einem definitiv heilsamen Mantra gleich. Wie für LLNN gelten auch hier Zerstörung und Wiederaufbau, Spannung und Entspannung als musikalische, läuternde Prinzipien.
FAZIT: Post-Metal, post-apokalyptisch - LLNN und WOVOKA erweisen sich mit dieser Split als Staffelträger ihrer Zunft für Zeiten, wenn Wegbereiter von CULT OF LUNA bis AMENRA die Schotten dichtmachen. Eine hochwertigere Veröffentlichung in diesem Bereich findet man aktuell neben "Marks/Traces" nicht.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.06.2017
Pelagic / Cargo
50:23
16.06.2017