Nach diversen EPs und Split-Alben ist „Gehenna“ der zweite Longplayer LABIRINTOs, dem aus Brasilien stammenden ursprünglichen Duo, das mittlerweile ein Quintett ist. Von ein paar eingestreuten Sprachfetzen ist instrumentaler Post-Rock angesagt, mit deftiger Metal-Schlagseite.
Dabei gehören LABIRINTO nicht zu jener Fraktion, deren Sounds aufquellen bis zur Reizüberflutung. Die Musik bleibt knackig, harsch, die Instrumente überlagern sich nicht bis zur Unkenntlichkeit, selbst wenn volle Breitseiten aufgefahren werden. In der Besetzungsliste tauchen zwar offiziell nur Gitarren und Schlagzeug auf, doch werden diverse Synthesizer und Effektgeräte zur Unterstützung und Unterfütterung der harten, drängenden Klänge eingesetzt. Gerne auch in den atmosphärischen, sacht dahingleitenden Phasen des nachdenklichen Innehaltens. Die dem harten, dunkel dräuenden Gesamtkonstrukt guttun.
Meistenteils walzt und walkt sich die Musik mit harschen Riffs und gleichartigen Eruptionen aus den Boxen. Das repetitive Moment spielt eine gewichtige Rolle, wird jedoch nicht überstrapaziert, neben bleischwerer Düsternis gibt es immer wieder flirrende oder metallisch-melodische Einsätze sowie Tempoverlagerungen. So wird das Marschieren des allzu Gleichförmigen wie perplexer Stillstand vermieden. Es geht voran, mit Wucht und Power. Wenn nicht andächtig geschwelgt wird wie beim fast schon schwebenden (leider zu kurzen) „Aludra“, das weniger an NEUROSIS als an eine kargere Variante der COCTEAU TWINS denken lässt.
Das Titelstück zum Finale steigert sich mit langem Atem zu einem auf- und abschwappenden Crescendo, das nicht so radikal-apokalyptisch ausfällt wie es der Titel vermuten lässt. „Gehenna“, jener versinnbildlichte Ort der Vernichtung im Höllenfeuer. Von LABIRINTO wird man mit Wonne und ausschweifend rund zwölf Minuten dort angebraten, aber nicht verbrannt. Und anschließend lebendig ins Dunkel entlassen.
FAZIT: LABIRINTO errichten opake metallische Wände aus Sound, lassen aber genug Zwischen- und Freiräume, damit Luft und ein Hauch von (Zwie)licht zirkulieren können. Denn die beiden Brasilianer und ihre Unterstützung wissen, dass man im lichtlosen Dunkel keinen Schatten tanzen lassen kann, und das Brachiale größere Wirkung zeigt, wenn es gelegentlich mit etwas fragiler Finesse konfrontiert wird.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.03.2017
Eric Cruxen, Mathieu Vandekerckhove
Eric Cruxen
Muriel Curi
Luis Naressi, Francisco Bueno
Pelagic Records/Cargo
60:34
10.02.2017