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Last Moon's Dawn: Absence

Stil: Atmospheric Black Metal, Dark Metal

Cover: Last Moon's Dawn: Absence

Wenn man zwischen Demo und Debüt 10 Jahre verstreichen lässt, dürfte man durchaus Muße haben, sich zu fragen, ob sich ein Neuanfang überhaupt noch lohnt. Diese Frage hat das Duo LAST MOON‘S DAWN (berechtigterweise) mit Ja beantwortet und ganz ungeniert die Tür zu einer privaten Nische aufgestoßen, in der es den Hannoveranern herzlich wurscht sein kann, was zurzeit en vogue ist.

Was man hier in einer guten dreiviertel Stunde geboten bekommt, lässt sich schwer mit dem metallischen Schubladendenken beikommen. Das Duo zeichnet sich aus durch den Hang zu emotional ausgreifenden, nicht selten erhebenden Melodien. Diese bestimmen die vielen variierenden Ausdrucksformen, derer man sich bedient: Deutsch-französicher Post-/Atmospheric BM, Dark Metal-Samtglanz, eine Streichelballade mit leichtem Hoiaho-Faktor ("Darken"), ein Klavier-Instrumental. Dabei hält sich die Band meist von jeglichem Straßenschmutz fern, immer wieder fühlt man sich (weniger von der aktualen Sound-Situationen als vom Gesamteindruck her) entfernt an aufgeräumt-melancholischen Kuscheldecken-Prog erinnert – was keine negative Bewertung beinhaltet!

Denn „Absence“ klingt tatsächlich so ausgereift, wie man das nach so langer Schaffenspause erwarten kann: Nicht nur hört man sowohl beim Growlen, als auch beim Klargesang nur extrem ungern weg und ist die Produktion von Markus Siegenhort (Lantlos) so voluminös und unverwuschelt wie eine frisch geduschte und gestriegelte Langhaarpracht, sondern – um bei den Haaren zu bleiben – man hat Schwierigkeiten, überhaupt ein solches in der Suppe zu finden. Zu ausgeklügelt wirkt, wie hier, ohne sich groß um Kontraste zu scheren, die verschiedenen Zutaten zu einer heißen Schokolade des Todes verrührt werden: Eine Mischung aus HARAKIRI FOR THE SKY und PARADISE LOST zu „One Second“-Zeiten, fällt da spontan ein.

Zugegeben, manchmal suhlen sich LAST MOON‘S DAWN ein bisschen zu sehr im Schaumbad des Gefühlskinos: Gerade den beiden letzten Songs hätten einige entschlackte Sequenzen sicher nicht geschadet, auch wenn das Augenmerk auf einem doppelt unterstrichenen Ende nachvollziehbar ist.
„Unborn / Undying / Unknown“ bildet als längstes Stück den Mittelpunkt des Albums, hier gelingt es den Lower Saxons sehr gut, Tiefe herauszuarbeiten, unfehlbar steigern sie sich ohne Eile, wenn auch, ohne die Härte zu erreichen, wie sie der starke Opener/Titelsong beweist. Am nachhaltigsten verbeißt sich jedoch „Dissociation“ im Gehör, dessen Klavierumkränztes Kreissägen-Riff und ad-hoc eingängige Hook das Unbewegtbleiben durchaus schwermachen.

FAZIT: LAST MOON‘S DAWN operieren in ihrem eigenen Universum, setzen dem allgemeinen Struggle for Realness ein bisschen Uncoolheit, ein bisschen Kitsch und einen großen Haufen an guten schwarzmetallischen Einfällen entgegen. (Und wenn die Review nicht so unverschämt verspätet käme, könnte ich „Absence“ guten Gewissens als hervorragenden Herbstsoundtrack anpreisen.)

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.11.2017

Tracklist

  1. Aura
  2. Absence
  3. Darken
  4. All in Vain
  5. Unborn / Undying / Unknown
  6. Trauma
  7. Dissociation
  8. Ashes
  9. The Awakening

Besetzung

  • Bass

    Marcel, Henry

  • Gesang

    Marcel, Henry, Patrick Knyhala

  • Gitarre

    Marcel, Henry

  • Keys

    Marcel, Henry

  • Schlagzeug

    Marcel, Henry

  • Sonstiges

    Marcel, Henry

Sonstiges

  • Label

    Pest Productions

  • Spieldauer

    46:31

  • Erscheinungsdatum

    09.06.2017

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