Dass es sich herbei schon um das fünfte Album von LAUSCH handelt, hört man "Quiet Men" an, denn auch wenn sich die Mitglieder zu ruhigen Herren stilisieren, sind sie solche der abgeklärten Sorte, und in ihrem Inneren scheint es zu kochen, ganz subtil unter der Oberfläche, denn wenn die Platte als eine von vielen im weiten Indie-Feld eines nicht ist, dann seicht bzw. austauschbar.
Hier weiß jemand genau, was er will. Die Österreicher wählen rhythmisch nicht immer den direkten Weg, doch wenn schon, dann besonders einnehmend wie im zackigen Doppel aus 'Through The Looking Glass' und 'We Might As Well Dance' (starker Text übrigens) mit ihren bombastischen Refrains für die Massen. LAUSCH meiden dennoch die Niederungen des allzu typischen "Alternative" Rock, wie man ihn oft schablonenhaft nach amerikanischen Vorbildern strickt.
Das ermöglicht viele Klangfarben bei gleichzeitiger Wahrung von Stringenz - etwa die schleichenden Groover 'Treaty' und 'Anytime', die bittersüßen Glanzlichter 'Hot Air' und 'Mirrors' oder das besonders poppige 'Buried Alive'. Die quirlig verspielten und wohl nicht umsonst unmittelbar aufeinanderfolgenden Songs 'Let's Be Strangers' und 'Poltergeist' erinnern ein wenig an THE INTERSPHERE, auch wenn LAUSCH keine vordergründig proggige Band sind. Nichtsdestoweniger nehmen sie auf wohltuend Weise Abstand von abgegriffenen Songstrukturen, ohne gleich avantgardistisch zu werden.
"Quiet Men" ist schlicht verdammt klug inszenierter Alternative Rock, toll produziert und hier oder dort um mehrere teils weibliche Gesangsstimmen respektive mit Cellist Lukas Lauermann verstärkt. Eine Scheibe zum Entdecken, wenn man meint, schon alles gehört zu haben.
FAZIT: Originalität hat sich bei dieser Gruppe im Laufe ihres Bestehens scheinbar von selbst entwickelt. Die nach dem Sänger, Gitarristen und stimmlichen Aushängeschild Alexander LAUSCH Benannten machen ohne markiges Image kluge Musik mit nachdenklich stimmenden Inhalten, an der man sich so schnell nicht satthört. Dass Vergleichspunkte da weitgehend auf der Strecke bleiben, liegt in der guten Natur der Sache. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/75fa09b3ebbe4888af884f8c6f8acd14" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.11.2017
Panta R&E
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03.11.2017