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Les Anges De La Nuit: Darkness Looms

Stil: Electronic Rock, Progressive Trance, Synth-Pop

Cover: Les Anges De La Nuit: Darkness Looms

Schon der Titel „Darkness Looms“ verrät uns, dass es auch weiterhin recht dunkel und darkwave-lastig bei dem Electro-Pop-Rock-Duo aus dem sonnigen Florida zugeht.
LES ANGES DE LA NUIT zerpflücken die biblischen Prophezeiungen im besten, mal poppigen, mal beinahe metallisch-rockenden Sinne von E-NOMINE bis KRAFTWERK und befeuern diese mit den Szenarien der Gegenwart, die hier „Under God‘s Name“ (Titel ihres zweiten Album aus dem Jahr 2007) ablaufen, aber im Grunde außer ein paar Hühnerschissen, die einem von Religionen als Ei der Erkenntnis verkauft werden, nichts mit wahrem Glauben und Güte zu tun haben. Recht aggressiv beginnt daher bereits „Cette Jolie Brune“, um sich in die elektronische Dunkelheit von „Praise The Darkness“ zu verziehen. Auch dieses Album folgt einem Konzept – gezimmert aus electro-brachial-rhythmischen Blut und düster-melancholischen Synthie-Tränen. Pathos und Stahlgewitter inklusive.

Sogar in Deutschland und zwar dem wunderschönen Sachsen, wenn‘s gerade nicht wegen irgendwelchem Pegida-Quark in die Schlagzeilen gerät, haben sich die südfloridanischen Amis schon in Leipzig beim Wave-Gotik-Treffen präsentiert und wurden begeistert aufgenommen. Das ist jetzt allerdings schon genau zehn Jahre her. Also allerhöchste Zeit die Erinnerungen an LES ANGES DE LA NUIT wieder aufzufrischen. Mit „Darkness Looms“ fällt das auch keinesfalls schwer. Besitzt das Album doch all die Stärken der Vorgänger-Alben, legt aber beim fetten Sound noch deutlich eine Schippe drauf. Auch der Härtepegel wird stellenweise bis auf Anschlag gedreht. Das lässt „Darkness Looms“ besonders frisch und modern wirken, selbst wenn der Titel eher den Untergang verheißt.

Wie gewohnt wird trotz des französischen Bandnamens von den „Nachtengeln“ größtenteils englisch, aber auch französisch gesungen oder gesprochen – und auch die EBM-Industrial-Momente, die auf dem nur durchwachsenen Vorgängeralbum „Vanity Will Perish“ abhanden gekommen schienen, sind wieder unüberhörbar neben den hämmernden Club-Sounds auf „Darkness Looms“ eingekehrt.
Leider konnten sie aber auch auf ihrem aktuellen Album noch immer nicht die auf Dauer etwas eintönig wirkenden Rhythmen gegen experimentellere, mutigere Ideen eintauschen. Aber vielleicht beweisen LES ANGES DE LA NUIT auf ihrem nächsten Album noch etwas mehr Mut, dann wären sie eine echt sehr ernst zu nehmende Nummer im EBM-Future-Pop-Zahlengefüge.
Und vielleicht klappt‘s dann ja auch mit einem zweiten Auftritt auf dem Leipziger Wave-Gotik-Treffen!

FAZIT: LES ANGES DE LA NUIT haben unverkennbar die Kritiker ihres letzten Albums „Vanity Will Perish“ (2015) sehr ernst genommen, welche die zu deutliche Eingängigkeit und das „Anschmiegsame“ angriffen, so als wäre den beiden Electro-Rockern der Biss abhanden gekommen. Mit „Darkness Looms“ jedenfalls beweisen sie rundum, dass sie ihn wiederentdeckt haben und sogar noch kräftiger als zuvor zubeißen können, weil aus dem electro-pop-zahmen Pudel nun der electro-rock-wilde Kern entstieg.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.03.2017

Tracklist

  1. Cette Jolie Brune
  2. Away
  3. Praise The Darkness
  4. Break Us Apart
  5. La Marche Vers L‘infini
  6. Hybrid Love (feat. Nordika)
  7. Ma Folie, L‘infini
  8. Law Of The Land
  9. Parasite
  10. Vanity Fin (feat. Johan Hansson)
  11. Raging Flames
  12. Tears Of Sorrow

Besetzung

  • Sonstiges

    Richard Abdeny, Anthony Stuart

Sonstiges

  • Label

    Eigenvertrieb / Alive

  • Spieldauer

    43:13

  • Erscheinungsdatum

    24.03.2017

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