MIKE OLDFIELD begibt sich gerade wieder völlig überraschend zurück in die Vergangenheit seiner besten Jahre und beweist uns mit „Return To Ommadawn“ endlich, dass er es nicht verlernt hat, noch immer richtig großartige, wenn auch in gewisser Weise bei sich selbst „recycelte“ Musik zu machen und sorgt dabei für viel Aufregung. Recht so!
Allerdings fragt man sich dann doch, warum er nicht auch seinen „Recordplayer“ und Flötisten LES PENNING wieder mit ins Boot geholt hat, mit dem er außerdem gemeinsam „In Dulce Jubilo“ und „Portsmouth“ einspielte. Vielleicht liegt es ja daran, dass ROBERT REED, der musikalische „Oldfield-Nachlassverwalter“, einfach schneller war?!
Überall, wo dieser „verdammte“ ROBERT REED seine Finger drin hat, da ist auch eine gehörige Portion MIKE OLDFIELD mit drin. Diesmal hat es LES PENNING erwischt – der ganz im Gegensatz zu Reed selber – bereits mit MIKE OLDFIELD gemeinsame Musik-Geschichte schrieb und dabei aktiv auf dem Album „Ommadawn“ sowie den Bonus-Titeln „In Dulce Jubilo“ und „Portsmouth“ der Oldfield-“Boxed“-4-LP-Ausgabe mitwirkte.
An welchem Instrument wohl?
An der Flöte!
Doch nicht nur dort wirkte er mit, sondern auch auf dem letzten Oldfield-Gedächtnisalbum namens „Sanctuary II“ von ROBERT REED, das sich sehr stark auf „Ommadawn“ bezog und weswegen wohl LES PENNING im zweiten „Sanctuary“-Teil auch die „Recorders“ sowie im Bonus Flöten einspielte. Na, wer merkt in dem Falle nicht die Parallelen?
Nun also darf mit „Belerion“ LES PENNING (Recorders, Crumhorn, Loriman Pipe, Shaw Whistles, Keyboards und Gesang) sein eigenes Album mit tatkräftiger Unterstützung von ROBERT REED (Gitarren, Bass, Bodhran und Keyboards) und PHIL BATES (Gitarren und Bass) einspielen, das natürlich mit „Porthmouth“ beginnt.
So viel Oldfield muss eben sein!
Die insgesamt 14 Stücke des Albums leben in erster Linie von den Flöten und stark an Oldfield orientierten Gitarren-Klanglandschaften. Allerdings ist die Musik deutlich ruhiger und atmosphärischer gehalten als ein Oldfield-Album, auch wenn unverkennbar immer wieder Parallelen zu ihm auftreten, am deutlichsten in Richtung „Incantations“. Ja, wo ROBERT REED eben seine Finger drin hat. Aber ich wiederhole mich in dieser Beziehung ja bereits.
Aber es gibt noch einen weiteren Grund, warum in „Belerion“ so viel Oldfield drin ist, der weit in die Vergangenheit – genauer bis ins Jahr 1976 – zurückgeht. Als Oldfield damals Bradnor Hill verließ, nahm er gemeinsam mit Penning neben „Portsmouth“ noch sechs weitere Stücke in seinem neuen Haus in Gloucestershire auf, die auf einem Album erscheinen sollten. Bis heute aber wurde diese Idee nicht endgültig umgesetzt.
Bis heute!!!
40 Jahre später sind genau diese Stücke - allerdings nicht mit MIKE OLDFIELD sondern ROBERD REED & PHIL BATES, der übrigens Leadgitarrist beim ELECTRIC LIGHT ORCHESTRA II war, eingespielt – zum ersten Mal auf „Belerion“ zu hören. Ja, der Reed hat eben ein feines Näschen und immer den richtigen Riecher, wenn es um die Bewahrung alter Oldfield-Traditionen geht.
Und wer hätte schließlich ahnen können, dass plötzlich selbst der alte Oldfield sich wieder auf seine musikalische Jugend zurückbesinnt, die für die meisten seiner Fans als seine beste Musik-Ära gilt, wie sie ihm ja sehr deutlich auf seine Frage hin übers Netz zu verstehen gaben.
LES PENNINGs „Belerion“ sollte man aber auf keinen Fall übersehen, wenn man sich auf „Return To Ommadawn“ stürzt!
Als schöne, liebevolle Beigabe enthält „Belerion“ noch eine DVD, auf der ein 42 Minuten langes Interview mit LES PENNING und die Videos „Sellinger‘s Round“ (1:21) sowie <a href="https://www.youtube.com/watch?v=L41eZdSRkLU" rel="nofollow">die neue Version von „Portsmouth“</a> (3:30) verewigt sind.
FAZIT: Vor genau 40 Jahren landete „Portsmouth“ von MIKE OLDFIELD in den englischen Top Ten auf Platz 3 – die höchste Chartplatzierung in England! Dabei vergisst man oft, dass gerade LES PENNING mindestens einen fünfzigprozentigen Anteil daran hat, weil er mit seinem Flötenspiel dem traditionelle Tanzstück, das er gemeinsam mit Oldfield arrangiert hatte, eine besondere Atmosphäre verlieh. Auch seine Zusammenarbeit mit Oldfield auf „Ommadawn“ prägte das 75er-Album maßgeblich mit. Nun also veröffentlicht LES PENNING (s)ein seit 40 Jahren geplantes Solo-Album mit der tatkräftigen Unterstützung von ROBERT REED, womit klar ist, wonach „Belerion“ klingt. Nach Oldfield-Reed-mit-viel-Flöte!
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.01.2017
Phil Bates, Robert Reed
Les Penning
Robert Reed, Phil Bates, Miguel Engel de la Llave
Les Penning, Robert Reed
Robert Reed
Les Penning (Recorders, Crumhorn, Loriman Pipe, Shaw Whistles)
Tigermoth Productions / Just For Kicks
85:55
25.12.2016