Ja, die seit 2013 existenten LICHTGESTALT wurden von Beginn ihrer Laufbahn an belächelt und sind das sicherlich ein Stück weit selbst schuld, aber als deutschsprachiger Act im weiten Electro-Spannungsfeld ist man auch leicht angreifbar, was das betrifft. Nichtsdestoweniger war ihre Musik seit je ein wenig besser als die stumpfe NDH-Schiene oder das andere Extrem, der fiese Schlager-Gothic von UNHEILIG und Konsorten.
Das nunmehrige Quartett aus dem Ruhrgebiet und Münsterland zeigt sich auf diesem "Motorenherz"-Nachfolger in allen Belangen gereift, insbesondere hinsichtlich des Songwritings. Gleichwohl LICHTGESTALT weiterhin auf Eingängigkeit abzielen, erzwingen sie nichts mit der Brechstange, wobei Frontmann Thomas weiterhin Wert auf Texte legt, die das klischierte Pathos im Rahmen halten.
Spielerisch agieren die Musiker immer ein wenig eigenwilliger als die allzu konforme Szenemasse, und auch produktionstechnisch ist kein Hauch Homestudio-Plastikmief zu riechen, im Gegenteil. Der Rock-Aspekt, den sich die Macher auf die Fahnen schreiben, spiegelt sich tatsächlich in klanglich überdurchschnittlich organisch inszenierten Arrangements wider. Victor Smolski als "Ziehvater" zu haben verpflichtet dahingehend sozusagen.
FAZIT: Gehobener Electro-Stoff, der breitere Aufmerksamkeit eher verdient hätte als nicht wenige ungleich einschlägigere Szenenamen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.06.2017
Pride & Joy
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02.06.2017