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Live Life: You People Make Me Sick

Stil: Hardcore

Cover: Live Life: You People Make Me Sick

Hardcore ist wütende Musik für wütende Leute.
Und dabei war ich gar nicht wütend, als ich erwartungsvoll die Debütscheibe der Wiener Hardcore-Gruppe LIVE LIFE meinem CD-Laufwerk anvertraut habe. LIVE LIFE – eigentlich hätte der platte Name schon Misstrauen erwecken müssen.
Jetzt sitze ich hier also zwanzig Minuten später und bin wütend. Wütend, weil dieses Album ein derart plumper und nahezu auf ganzer Linie gescheiterter Versuch ist, „fuckin’ brutal“ oder was auch immer zu sein.

Was als erstes auffällt bzw. sauer aufstößt, ist der Gesang. Nein, nicht Jedermanns Kehle ist für markerschütterndes Schreien geschaffen und das ist auch kein Problem. Aber: Mit einer Stimme, die einfach nicht dazu ausgelegt ist, das Mikrophon zum Erbeben zu bringen, und ständig nach oben hin abrutscht, zu versuchen, dicke Hose zu markieren, ist, diplomatisch ausgedrückt, gewöhnungsbedürftig oder, ehrlich gesagt, lächerlich (vgl. Kampf-Terrier im Stimmbruch o.Ä.).
Der Vollständigkeit halber muss noch gesagt werden, dass das stimmliche Auf-den-Tisch-Hauen bei manchen Stücken (z.B. „Rat Race“ oder „Forgetting Truth“) besser geklappt hat als bei der restlichen Mehrheit.

Von der Stimme zum Text: „So many things go wrong – heads up and stay strong“ und so weiter, froh und heiter. Während man sich noch fragt, ob diese inhaltslosen Pseudo-anarcho-Fürbitten nicht verboten werden sollten und ob die Wiener nicht, a la VOODOO JÜRGENS oder ELEMENT OF CRIME, vom Englischen ins Deutsche bzw. Österreichische wechseln sollten, da! - passiert es auch schon und man wünscht sich, man hätte sich nie gewünscht…
„Mi casa es su casa – a toast to our friends/[…] Mei daham is dei daham – jo des nennt ma bruadaschoft“ (sic!!!): Eine multilinguale Ode an den Hardcore, wie reizend.

Um zur letzten Ebene dieses Machwerks zu kommen: Zwar bekleckert man sich auch in musikalischer (instrumentaler) Hinsicht nicht gerade mit Ruhm, es werden eben die standardmäßigen/generischen Riffs um ein stampfendes Schlagzeug arrangiert, aber allzu große Peinlichkeiten sind hier nicht zu finden; die Tatsache, dass man pro Song meistens mehr als einen Beat und ein Riff verbaut und diese Wechsel auch ganz ordentlich in Szene zu setzen weiß, geht glatt als kleiner Pluspunkt durch.

FAZIT: Eher was für Hardcore-Hardcore-Fans.
(Um nicht den Eindruck einer dünkelhaften Schmähkritik zu hinterlassen: Die Motivation und Passion der Wiener in allen Ehren, aber die Art und Weise, wie sie ihre Wut/Gefühle/Message formulieren, hat schlicht zu viel von unbeholfenem Posertum an sich, um dem Ganzen ein gutes Zeugnis ausstellen zu können.)

Punkte: 6/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.02.2017

Tracklist

  1. Intro
  2. Despise
  3. You people make me sick
  4. Start a riot
  5. Rat race
  6. No worries
  7. Mi casa es su casa
  8. No one died for my sins
  9. Forgetting truth
  10. Break your chains

Besetzung

  • Bass

    Besi

  • Gesang

    Harry

  • Gitarre

    Marco, Benji

  • Schlagzeug

    Flo

Sonstiges

  • Label

    WTF Records

  • Spieldauer

    23:30

  • Erscheinungsdatum

    17.02.2017

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