Finstere Weltsicht, aber freundliche Menschen: Weil die Aufnahmen des vorliegenden Albums sich verzögerten, stellten MACHINES DREAM „Record“ im Dezember 2016 im Name-Your-Prize-Modus bei Bandcamp ein. Eine Live-Überarbeitung alter Songs und Teaser für das kommende „Black Science“-Album. Definitiv mehr als ein Appetithappen, der eine Frage logischerweise offen lässt: Kann das folgende Album halten, was der Vorbote verspricht?
Gleich die Antwort: Kann es. „Black Science“ besitzt die positiven Trademarks des Vorgängers „Immunity“ und verstärkt sie. Nicht nur Roger Waters kann wütend, kritisch und politisch sein. Auch MACHINES DREAM haben das drauf. Verdammt gut und intensiv zudem. Das beginnt mit dem exzellent designten Booklet, das nicht nur Stabangaben und alle Texte enthält, sondern auch Notizen und Erläuterungen.
„Black Science“ erzählt vom zweiten Weltkrieg, von moderner Kriegsführung überhaupt, berichtet über die Macht des Militärisch-Industriellen-Komplexes, kein freundlicher Blick auf die Zivilisation des 20. Und 21. Jahrhunderts. Macht, Gier, Hass, religiöse Verblendung, nationalistische Raserei und mittlerweile Vernetzungs- und Überwachungswahn legen eine Welt in Schutt und Asche, die eigentlich die lebenswerteste aller Welten sein sollte. Und sein könnte. Stattdessen: „Walking Through Darkness And Fog, Through The Simplicity Of Your God”. Knapp, präzise und treffend. Das gelingt der Band nicht immer, manche Phrase ist, nun ja, der Songstruktur und den Melodien geschuldet („The Wind Of Prostitution“, wo immer der weht…). Aber das fällt nicht schwer ins Gewicht.
Die Musik dazu ist dunkel, drängend und voller kleiner Finessen. Die Soli sind treffsicher gesetzt und kein überflüssiger Zierrat. Besonders die Keyboardpassagen sind ein Genuss, bei dem unter anderem Manfred Mann grüßen lässt. Der sonst keine allzu große Rolle spielt, PINK FLOYD und PORCUPINE TREE stehen näher. Nicht so nah, dass Verwechslungsgefahr besteht. Wichtiger ist die atmosphärische Andockung und gerade in puncto raumgreifender Atmosphäre können MACHINES DREAM punkten. Das Album wirkt wie aus einem Guss, zielgerichtet und mit gehöriger Power, gleichzeitig besitzt es genügend Finessen, um nicht in Simplizität und Langeweile zu versinken.
Das wallt mächtig aus den Lautsprechern, verwaschener Soundbrei bleibt aber fern. Die Band harmoniert hörbar und sorgt für einen fülligen Klang, bei dem einzelne Instrumente nicht untergehen. Wohl geraten ist auch der Einsatz Josh Norlings, der wie schon auf „Immunity“ am Saxophon brillieren kann. Der prägnante Bassist und Sänger Craig West überzeugt mit seiner dunklen, warmen Stimme, die einen wütenden Ausbruch immer nur knapp unterdrückt oder voller Sarkasmus strotzt. Gelegentlich erhält er stimmliche Unterstützung. Gefällt wohl und sorgt für Abwechslung, doch West würde das Programm auch alleine füllen.
“Kunden, die dieses Album kauften, interessierten sich auch für: RPWL, PINK FLOYD, PORCUPINE TREE (früh), PENDRAGON (spät) und alles was dazwischen liegt“, lautete das FAZIT zum Vorgänger. PENDRAGON kann man weitgehend streichen, ansonsten trifft das immer noch weitgehend zu. Doch haben MACHINES DREAM in allen Belangen, insbesondere klanglich, zugelegt. Ein bündiges, stimmiges Werk von düsterer Atmosphäre, das zusätzlich durch eine reichliche Portion Gesellschafts-, Zeit- und Zivilisationskritik punkten kann. Gehaltvoll und gut.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.07.2017
Craig West
Craig West, Jake Rendell, Chris Belsito, Jenny Gauvreau, Jakob Olejnik
Rob Coleman, Jake Rendell (acc.)
Brian Holmes
Ken Coulter
Josh Norling (Saxophone)
Progressive Gears Records/Just For Kicks Music
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12.06.2017