Vielleicht sind manchmal einfach die Erwartungen etwas zu hoch.
Erwartungen, die man in erster Linie mit ROBERT REED, der nach seinen grandiosen beiden Oldfield-Gedächtnisalben „Sanctuary I & II“ doch gehörig überraschte.
Eben Erwartungen, die man mehr mit besagtem Multiinstrumentalisten verbindet und weniger mit seiner Band MAGENTA. Doch die veröffentlichen ebenso überraschend <a href="https://www.youtube.com/watch?v=VzAmdm-upNA" rel="nofollow">ein Doppelalbum</a>, bestehend aus einer Live-DVD und -CD, die ihren Auftritt vom 21. November 2015 im The Assembly von Leamington Spa, einem Kurort im Zentrum der englischen Grafschaft Warwickshire, zum Inhalt hat. Nach dem 2007er Konzertmitschnitt „Live At The Point“ ist <a href="https://www.youtube.com/watch?v=JjUNv1549rA" rel="nofollow">„Chaos From The Stage“</a> die erste komplette Live-DVD von MAGENTA. Da die CD nicht mehr als 80 Minuten Kapazität aufweist, enthält sie eine bis an ihre Grenzen ausgelastete Auswahl der Liveaufnahmen. Am Ende fehlen im Vergleich zur DVD immerhin 25 Minuten.
Die (neo-)progressive Musik zwischen YES, GENESIS, RENAISSANCE und OLDFIELD oder PINK FLOYD, aber alles im GLASS HAMMER- oder PENDRAGON-Schongang, überzeugt durchaus. Weniger überzeugend dagegen ist leider der Gesang von CHRISTINA MARIA BOOTH, die viel zu oft nicht die richtigen Töne trifft und deren Stimme live ziemlich dünn rüberkommt – etwas mehr Hall und Volumen auf dem Mikro hätte sicher hilfreich sein können. Manchmal scheint das stimmliche Defizit sogar den Musikern – besonders dem hervorragenden Gitarristen CHRIS FREY - unangenehm aufzufallen, wenn man sie bei der sehr gelungen gefilmten DVD, die übrigens in Dolby Stereo und DTS-Sound abspielbar ist, genauer beobachtet. ROBERT REED dagegen schafft unberührt an seinen Keyboards die bombastischsten Klangflächen dazu und versucht mit ruhigen Piano-Ausflügen Booths Stimme ein wenig entspanntere Töne zu entlocken. In diesen Momenten fühlt sich die Sängerin deutlich wohler.
Folgt man dem insgesamt recht getragenen, mehr den ruhigen, hymnischen Klängen frönenden Konzert, kommt sofort die Frage auf, wo denn das „Chaos auf der Bühne“ geblieben ist. Die Musiker sind bestens aufeinander abgestimmt und das einzig Chaotische ist der grün-schwarz-gepunktete Hosenanzug der nicht immer ton-treffsicheren Sängerin Booth. Doch das ist eher eine Frage von Optik und modischem Geschmack, aber keinesfalls akustische Chaotie.
Keyboard und Gitarre sind dagegen im allerbesten Einklang, holen immer wieder wunderbunte floydanische Klanglandschaften hervor und leben sie ausgiebig und einträchtig auf der Bühne aus. Bass und Schlagzeug dagegen scheinen größtenteils zur Rhythmus-Fraktion verdammt, denen nur wenige solistische Freiheiten eingeräumt werden.
FAZIT: „Chaos From The Stage“ ist ein „glattes“, herrlich in einen Kurort passendes Prog-Konzert geworden, das MAGENTA genau von der Seite präsentiert, für die sie seit Anfang 2000, ähnlich wie PENDRAGON oder GLASS HAMMER, von ihren Fans geliebt werden: Hymnischer Neo-Prog mit deutlicher 70er-Jahre-Verortung, gebannt als komplettes Konzert auf einer DVD und in Ausschnitten auf einer CD!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.02.2017
Dan Nelson
Christina Booth
Chris Frey, Rob Reed
Rob Reed
Andy Edwards
Tigermoth Productions / Just For Kicks
183:42
09.12.2016