Die größte Breitenwirkung erzielte MARTY FRIEDMAN sicherlich als Mitglied von Megadeth, doch tatsächlich ist dem Gitarrenhelden heute größerer Erfolg denn je beschieden, vor allem in seiner Wahlheimat Japan. Auf seinem 13. Album wendet er sich von jüngeren Dance Metal-Experimenten ab, um traditionellen Shred-Stoff mit wie gewohnt gutem Songwriting und neueren Strömungen harter Musik zu verqueren.
Herausgekommen sind etwa der Flamenco-Djent von ‘Whiteworm’ oder symphonische Geschosse wie ‘Streetlight’ und ‘Something To Fight’ (SHINING-Saxofonist Munkeby tritt in diesem einzigen Nicht-Instrumental als Sänger in Erscheinung), die Hupen wie WINTERSUN zeigen, wo der Epic-Hammer hängt. Der “gewöhnliche” Song auf “Wall Of Sound”, das seinem Titel bezüglich der zu hörenden Wucht gerecht wird, ist düster hart und beinahe neoklassisch harmonisch zugleich, was FRIEDMAN quasi mit dem Opener ‘Self Pollution’ ankündigt. Gemein sind allen grell abwechslungsreichen Kompositionen der Ton und Melodieführung (höre vor allem den Ruhepol ‘For A Friend’), die sich sofort nur diesem Künstler zuordnen lassen, und nicht nur das zeichnet die Scheibe als deftiges “Mucke für Mucker”-Highlight 2017 aus.
Der Griffbrettzauberer schafft es einfach wie sonst kaum jemand, trotz seines hohen technischen Anspruchs leicht zugängliche Stücke zu schreiben. Was dies angeht, ist "Wall Of Sound" ein weiterer Gipfelpunkt in FRIEDMANs Schaffen und wird über das Ende dieses Jahres hinaus als schlagfertiges Gitarristen-Album (und mehr) relevant bleiben.
FAZIT: Mit "Wall Of Sound" hat MARTY FRIEDMAN die Messlatte für rein instrumentale Metal-Album mit moderner Ausrichtung hoch angelegt und einmal mehr bewiesen (wissen wir es nicht sowieso schon längst?), dass er mehr ist als ein weltfremder Shredder und Virtuose. Die hier gebotenen Songs zeugen von Entdeckerfreude, kompositorischer Brillanz und besonders einer erfreulichen Unberechenbarkeit.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.08.2017
Prosthetic / Sony
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11.08.2017