Diese Herren, deren Oberhaupt auf das charmante Pseudonym Shit Eater hört (oder auch nicht), sind seit 2005 im Rennen und erlangten im Laufe ihrer Arbeit an drei Demos, die schließlich auf einer Kassette kompiliert wurden, eine gewisse Versiertheit, ohne dass ihr Debütalbum nun langweilig abgeklärt klingen würde. Das verbietet von vornherein der Stil von NECROVOROUS: Urtümlicher Death Metal mit kräftigen Wurzeln im blutig eitrigen Grindcore steht an der Tagesordnung.
Stilistisch kommen gleich zu Beginn viele Referenzen in den Sinn: Die frühen DEATH sind eine, andererseits meint man aber auch, urwüchsig rohen skandinavischen Tod herauszuhören, wie er in den frühen 1990ern aus Stockholm und mehr noch Finnland kam (DEMILICH, DEMIGOD), wobei die Spielkultur definitiv gehoben ist, so blutig primitiv das Ganze mitunter auch wirken mag. NECROVOROUS variieren ihr Musiziertempo ebenso geschickt wie den Gesang, der zwischen Brüll, Grunz und Kreisch immer verständlich bleibt.
Das Schöne an dieser schier überbordenden Fülle von potenziell herstellbaren Bezügen zu Vorbildern? Ein solches Potpourri bedingt in NECROVOROUS' Fall tatsächlich wenn nicht eine relative Eigenständigkeit, so doch auf jeden Fall unberechenbaren Stoff mit hoher Halbwertszeit. Statt zehnmal einen Abklatsch dieser oder jener Band zu bieten, verbricht das Projekt hier einen Schlagabtausch zwischen BOLT THROWER und DISMEMBER ('Cherish The Sculpture') sowie dort eine Demonstration archaischer Blastbeat-Kunst à la early NAPALM DEATH ('Red Moon Rabies') als Intro für einen atmosphärischen Swedeath-Knaller ('Misery Loves Dead Company').
Den Stein der Weisen haben NECROVOROUS damit selbstredend nicht gefunden; "Plains Of Decay" ist allerdings ein äußerst unterhaltsames Album voller sagenhaft gut geschriebener und performter Songs, wie sie im Death Metal momentan nur wenige alte Helden und kaum eine der zu Unrecht hochgejubelten Zitatschatzkisten (REVEL IN FLESH, ENTRAILS und wie sie alle heißen) in petto haben.
FAZIT: Mit "Plains Of Decay" erweisen sich NECROVOROUS als tonangebende Newcomer im Death Metal, wenn es darum geht, der Historie des Genres Rechnung zu tragen. Die Band bereitet Altes frisch auf und schreibt Songs mit einer Substanz, die länger nachhallen wird als über den Wow-Effekt hinaus, der sich einstellt, wenn jemand mal wie Idol X und ein andermal wie Kultact Y klingt.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.09.2017
Dar Descent / Soulfood
45:13
29.09.2017