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Nervochaos: Nyctophilia

Stil: Death Metal

Cover: Nervochaos: Nyctophilia

Abwechselnd Tempo machen und schleppen, das können NERVOCHAOS hervorragend, und das funktioniert über 13 Songs hinweg erstaunlich gut, was Kurzweil und Nachhaltigkeit angeht. "Nyctophilia" hält auch längerfristig bei der Stange, und das können nicht viele Bands aus dem extremen Spektrum mit ihren oftmals zu technischen und klanglich zu unglaubwürdig aufgeblähten Werken behaupten.

NERVOCHAOS bleiben aber eher old school und halten es mit kompakten Stücken ohne jeglichen Firlefanz, was man in Hinblick auf Solos zuweilen bedauert. "Nyctophilia" geht straight auf die Fresse, wie es so schön heißt, und die Macher überschreiten nur einmal die vier-Minuten-Grenze, nämlich mit dem Abgesang 'Live Like Suicide', der in Aussicht stellt, was da noch kommen mag in der bereits sieben Alben veranschlagenden Karriere der Brasilianer.

A propos. Bock auf ganz frühe SEPULTURA. Deren bestialisches Ungestüm blitzt hier wiederholt durch, gleichwohl NERVOCHAOS selbstverständlich bessere Mucker sind als die Wegbereiter seinerzeit. Angenehm primitiv wirkt die Chose trotzdem, weshalb man der Band auch die Fülle an breitgetrenen Klischees nicht so recht übelnehmen kann. Ob sie mit "Nyctophilia" nach so langem Bestehen allerdings endlich einen verhältnismäßig großen Wurf landen wird, steht zu bezweifeln.

Dafür ist die definitiv coole Musik (Überraschung: das stampfend rockige (!) 'Ad Maiorem Satanae Gloriam') dann doch zu konservativ, doch wer weiß? Was die Mehrheit der Szene-Bands auch nicht von sich behaupten darf, ist Souveränität im Midtempo-Bereich, doch NERVOCHAOS halten diese tatsächlich inne, nachzuhören abseits all des rasanten Tremolo-Geriffes in 'Lord Death' oder phasenweise 'World Aborted'. Die Achillesferse der Band ist vermutlich ihr Sänger: Lauro grunzt über weite Strecken hinweg nur, statt hier und dort aufblitzende Variabilität zum Programm zu machen.

Trotz des rhythmischen Abwechslungsreichtums: Am geilsten sind dann doch die flotten Feger, etwa das walzende 'The Midnight Hunter' und das ebenso rasante 'Ritualistic', die "Nyctophilia" aus dem Durchschnittsbereich heben, weshalb es sich bei dieser Scheibe um ein …

FAZIT: … völlig okayes Death-Metal-Werk handelt, das nahezu allen stilistischen Weiterentwicklungen nach 1995 (spätestens) vergessen macht. Nostalgiker geben zwei Punkte dazu.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.04.2017

Tracklist

  1. Moloch Rise
  2. Ritualistic
  3. Ad Maiorem Satanae Gloriam
  4. Season Of The Witch
  5. Waters Of Chaos
  6. The Midnight Hunter
  7. Rites Of The 13 Cemeteries
  8. Vampiric Cannibal Goddess
  9. Stained With Blood
  10. Lord Death
  11. Dead End
  12. World Aborted
  13. Live Like Suicide

Besetzung

  • Bass

    Thiago “Anduscias”

  • Gesang

    Lauro “Nightrealm”

  • Gitarre

    Lauro “Nightrealm”, Cherry

  • Schlagzeug

    Edu Lane

Sonstiges

  • Label

    Greyhaze / Plastichead

  • Spieldauer

    43:30

  • Erscheinungsdatum

    07.04.2017

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