„THE NEW MODEL ARMY waren Opfer ihrer eigenen Prinzipien!“
Dieser Satz, nur kurz in der Dokumentation „Between Dog And Wolf“ dahergesagt, ist der Schlüssel zu diesem Film, der uns eine außergewöhnliche britische Band präsentiert, die ihrer Außergewöhnlichkeit wegen alle Höhen und Tiefen des unerbittlichen Musik-Business durchlebte und durchlitt.
Auch der Grund für <a href="https://www.youtube.com/watch?v=mNvBdwB3umw" rel="nofollow">diesen Film „Between Dog And Wolf“</a> war genauso außergewöhnlich, denn als um die Weihnachtszeit des Jahres 2011 das komplette Studio, das Equipment, viele persönliche Ding sowie alte, noch unveröffentlichte Texte und Aufnahmen der Band einem Feuer zum Opfer fiel, resultierte daraus der Entschluss, diese „The New Model Army“-Story filmisch umzusetzen.
Sie ist ein gutes Vierteljahrhundert alt – diese pazifistische Band mit der Armee im Namen und sie ist genauso ungewöhnlich wie ihr Name. Höchste Zeit also, um einen gelungenen Dokumentarfilm über sie zu drehen, der ungeschminkt eine ungewöhnliche, sehr offenherzig wiedergegebene Musik-Geschichte erzählt – größtenteils aus dem Munde des singenden Gitarristen und Band-Leaders JUSTIN SULLIVAN, dessen Erkennungszeichen die unübersehbare Zahnlücke ist. Aber auch die Musiker, das Management, natürlich die Fans und eine ganz besondere Freundin kommen ausgiebig zu Wort, sodass sich ein vielfarbiges, mitunter sehr überraschendes Bild von THE NEW MODEL ARMY ergibt, das leider ein sehr trauriges Ende hat, da es neben dem Leben in der Band und der Szene auch um das Sterben des zweiten Band-Kopfes, dem Songwriter-Partner und Schlagzeuger ROBB HEATON geht. Sullivan & Heaton schufen Songs und vor allem Texte, die in bester Punk-Manier ihre Wut über das Thatcher-Großbritannien ausschütteten und kompromisslos in sehr deutlicher und zugleich bildhafter Sprache wie ein Faustschlag in die Fressen machtbesessener Politiker und besessener Kriegstreiber erscheinen. Selten erreichen andere Bands dieses lyrische Niveau zwischen Sprachbrillanz und Provokation wie THE NEW MODEL ARMY.
Aber auch das 60 Minuten lange Bonus-Material hat es in sich und offenbart zugleich echte Raritäten, wie den 17minutigen Konzertmitschnitt „Lost 1985 Marquee Tracks“ oder ihren legendären „Top Of The Pops“-Auftritt, bei dem sie als erste Band überhaupt darauf bestanden, live statt Playback zu spielen. Ein Affront!
In seinem FAZIT zum aktuellen NMA-Album „Between Wine And Blood“ (2014) schreibt mein Kollege Schiffmann: „NEW MODEL ARMY bleiben auch mit ihrer zigsten Studioveröffentlichung eine der am würdevollsten gealterten Bands überhaupt, inhaltlich relevant und musikalisch weitgehend unvorhersehbar. Schön, dass es euch noch gibt!“
Ganz genau!
Setzen wir einfach diesem Kollegen-Fazit noch eine Aussage von Justin Sullivan innerhalb des Films entgegen: „Mir gefällt es, die Vergangenheit zu begraben.“
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=bg6cFNgrpm8" rel="nofollow">„Between Dog And Wolf“</a> ist dabei die Schaufel für Mr. Sullivan und seine sich in stetiger Veränderung befindlichen Band.
FAZIT: „Der Film ist brutal ehrlich und lässt Justin mit einem gewissen Hauch Tragik auf seine Karriere zurückblicken“, heißt es im Begleitschreiben zu dieser DVD bzw. BluRay, die in PCM Stereo und Dolby Digital 5.1 mit deutschen Untertiteln sowie einem dicken Booklet im DVD-Format daherkommt. Das bringt es genau auf den Punkt und macht diese Doku „Between Dog And Wolf“ nicht nur für Fans von THE NEW MODEL ARMY, sondern auch für alle, die sich abseits breitgelatschter Mainstream-Pfade noch immer für die Geschichten außergewöhnlicher Bands interessieren, unverzichtbar.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.03.2017
Ear Music
151:00
03.03.2017