Nach der Auflösung von ROCKPILE aufgrund von Meinungsverschiedenheiten wegen ihrer weiteren stilistischen Ausrichtung mit Dave Edmunds startete Nick Lowe eine wechselhafte Solokarriere, zu deren schwächeren Auswüchsen auch "Nick Lowe The Knife" gehört, das 2017 zeitgleich zu "The Abominable Showman" neu aufgelegt wird.
Lowe sollte seinen Rock-Wurzeln auch in Zukunft mit dem Anspruch verhaftet bleiben, heiteren Pop machen zu wollen, doch auf "The Knife" schlug sich die Klangästhetik der frühen 1980er ebenso negativ nieder wie auf den erwähnten Nachfolger. Dabei entstand das Album unter aussichtsreichen Grundvoraussetzungen. Neben Lowe selbst waren elf weitere Musiker beteiligt, allein fünf Keyboarder (u.a. wieder Paul Carrack und Steve Nieve), außerdem Billy Bremner, der Gitarrist seiner alten Band, und deren Schlagzeuger Terry Williams.
Daraus erklärt sich die Verwendung eines ROCKPILE-Überbleibsel wie 'Heart', das einen frühen Höhepunkt markiert und im Bonusteil noch einmal als aufschlussreiches Demo zu hören ist. Ihm gegenüber stehen Songs, über die man den Mantel des Schweigens legen möchte, allen voran das nachgerade alberne 'Ba Doom' und 'Zulu Kiss', angesichts welcher man sich fragt, weshalb das exklusive 'I Got A Job', das ebenfalls zu den Extras der Neuauflage gehört, nie offiziell Verwendung fand.
"Labour of Lust" war zweifellos ein besseres Album als "Nick The Knife", dessen im Titel in Aussicht gestellter Biss gänzlich fehlt. Unter der Pop-Prämisse haben sich wenige Stücke hervorragend gehalten, nämlich 'Stick It Where the Sun Don't Shine', 'Too Many Teardrops' und 'Queen of Sheba', nicht zu vergessen das mit Kim Wilson (FABULOUS THUNDERBIRDS) komponierte 'One's Too Many (And a Hundred Ain't Enough)', dessen sonnige Atmosphäre ausnahmsweise nicht augenzwinkernd wirkt.
FAZIT: Im Rahmen fast nur steifer Kompositionen bewahrte sich Nick Lowe auf "The Knife" die für ihn typischen Country-Bezüge trotz dezidiert britischer Grundierung. Das Album krankt zudem an jener unsäglichen Ironie, mit welcher der Künstler den unsäglichen Zeitgeist vorwegnahm, der heute jeglichen Ernst unterwandert und wirkliche Inhalte in welchen Kontexten auch immer um ihre Substanz bringt. Anfang der 1980er geschah dies wohl noch auf unschuldige Art, doch besser wurde und wird diese Musik dadurch nicht.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.09.2017
YepRoc
33:30
01.09.2017