Mit ihrem dritten Album definieren und differenzieren sich NIGHT bis zu einem gewissen Grad von der Masse skandinavischer Traditions-Metaller, befinden sich aber letzten Endes doch wieder in vertrauter Gesellschaft. Statt sich wie die Vintage-Rocker Horisont in den Prog der 1970er zu stürzen, kehrt sich das Quartett ein wenig vom reinen Stahl ab, um häufig mit nur natürlicher Verzerrung auf den harmonischen Pfaden Thin Lizzys zu wandeln.
Dadurch rückt Gitarrist Oskars glockige Stimme weiter in den Vordergrund, was insofern folgerichtig ist, als er auf dieser Scheibe dringlicher denn je über persönliche Erlebnisse der unangenehmen Sorte singen muss. Der kämpferische Duktus von einst ist nur noch marginal wahrnehmbar, wenn auch definitiv weiter vorhanden, wie das Videostück ‚Time‘ (Iron Maiden light) und der stampfende Abschluss ‚Where Silence Awaits‘ belegen. Obwohl eine Ahnung von Tod und Vergänglichkeit das gesamte Material durchwirkt, vermitteln NIGHT nicht den Eindruck, mit ihrem sprichwörtlichen Latein am Ende zu sein – im Gegenteil.
Diese neue, eher nachdenkliche Anmutung steht ihnen ausgezeichnet und stellt eine Zukunft als ernste, unberechenbare Vertreter ihrer Zunft in Aussicht. Um dies zu beweisen, darf man insbesondere die Western-mäßige Ballade ‚Coin In A Fountain‘, das akustische Interludium 'Omberg' und das melancholisch swingende ‚Under The Gallows‘ anführen. Alteingesessene Fans, die diese Fabelband trotz ihres noch relativ jungen Alters sicherlich bereits gewonnen und behalten hat, werden unterdessen nicht verprellt, wenn sie das treibende 'Surrender' und das epische 'Strike of a Lightning' hören.
FAZIT: NIGHT schwimmen sich im dritten Anlauf endlich von einem Image frei, das - sie haben es sicherlich selbst erkannt - allzu vielen skandinavischen Metal-Bands mit klassischer Ausrichtung anhaftet. Es ist der Ruf des Unbeschwerten, der einem Künstler langfristig als juvenile Saloppheit zu Lasten gelegt werden kann, doch davor sind die Schweden nun definitiv gefeit, sowohl dank fantasievoller Kompositionen und aufgrund emotionaler Qualitäten, die ihnen zumindest dieser Schreiber nicht zugetraut hätte. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/1f0fe58e61514a4ab38eb4fefede46d9" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.09.2017
The Sign / Cargo
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01.09.2017