Seit nunmehr 8 Jahren entwickeln OFFSHORE ihre Spielweise des modernen Jazz stetig weiter und präsentieren rechtzeitig zum Herbst ihr atmosphärisch passendes Drittwerk „Preen“. Der nicht alltäglichen Besetzung mit Klarinette bzw. Saxofon (Christoph Möckel) und Vibraphon (Dierk Peters) ist es zu verdanken, dass der Sound des Fünfers stets frisch und erfreulich unverbraucht daherkommt. Wenn dann noch die Kompositionen den Spagat zwischen Eingängigkeit und hoher spielerischer Klasse derart mühelos schaffen wie hier zu hören, ist Hörspaß unumgänglich.
Sicherlich, eine Affinität zu freiem Musizieren setzen die Kölner auf „Preen“ voraus. Eine volle Stunde Spielzeit veranschlagen OFFSHORE, um in neun Songs eine ganze Menge zu sagen. Individuell wie kollektiv mit Preisen dekoriert startet das Quintett ohne Umschweife mit „Gristle“ ins Album. Doppelläufige Melodien werden zu zweit, zu dritt in stetig wechselnder Kombination getauscht, ein Vorder- und Hintergrund sind im Zusammenspiel nur selten auszumachen. Das impliziert eine musikalische Gleichberechtigung und Abstimmung, die in ihrer Dynamik vor allem deshalb fantastisch ist, da sie solistische Ausflüge nicht ausschließt: Melodieführung ja, aber nie einen Schatten auf die Anderen werfend. Das folgende „Skeyes“ schlägt ruhigere Töne an und baut um eine nicht enden wollende Zweiton-Variation ein zerbrechliches Harmoniegebilde auf, das sich neben den freien Spielanteilen wie ein roter Faden durch den Song zieht und im abschließenden Zitat nochmals an Substanz gewinnt. Weiterhin leise bleibt es im vom Bass eingeleiteten „Copeland“, das sich wie auch „Chamberlain“ viel Zeit nimmt, um seine Wirkung zu entfalten. Das Titelstück „Preen“ nimmt wieder etwas Fahrt auf und bringt mit Constantin Krahmers Wurlitzer E-Piano auch klanglich neue Facetten zu Gehör. Das gegenseitige Vertrauen bleibt auch hier jederzeit hörbar und macht eine eindeutige Unterscheidung in Freies und Ausnotiertes nebensächlich. „Debris“ überzeugt neben Peters Solodarbietung vor allem durch rhythmische Variantenreichtum im Schlussteil, während „Adowa“ mehrfach mit jeder Erwartung an jazzig-formelhafte Kompositionen bricht. Das schwebende „RAL“ (Wurlitzer, die Zweite) bildet mit „Larch“ den zurückhaltenden Abschluss des Albums, das auch in den leisen Tönen jederzeit überzeugt und wirr-tuoses Jazzgetöse nicht nötig hat.
FAZIT: Internationale Aufmerksamkeit ist OFFSHORE ohnehin seit einigen Jahren sicher, dennoch baut die Band mit „Preen“ ihren Status weiter aus. Ideenreiches Songwriting, selbstsicheres Zusammenspiel und melodische Ausdrucksstärke zeichnen die Kölner hier im Besonderen aus, wenn es mal energisch und mal entspannt zu Werke geht – so kann Jazz gehen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.09.2017
Klaeng
60:07
01.09.2017