Mit dem Titel "Magniflex" spielen Oli Kuster und Co. auf ein italienisches Radrennsportteam an und tun es selbigen gleich, indem sie halsbrecherische Instrumentalmanöver auf Tonträger verewigt haben. Ihre Musik bleibt dabei natürlich Jazz, doch das ist im Idealfall, der hier eintritt, ein weites Feld.
Das Album klingt in Teilen sehr abstrakt, phasenweise aber auch fast poppig aufgrund relativ eingängiger, sich wiederholender Melodien. In jedem Fall scheint es von langer Hand geplant gewesen zu sein; der Vorgänger "Flokati" erschien immerhin vor acht Jahren, und eine so lange "Pause" zu machen ist gerade in diesem stilistischen Bereich ungewöhnlich, wo Spontaneität und Improvisation an der Tagesordnung stehen.
Zu den satten 16 Tracks gehören nicht wenige kurze Klangvignetten, die aber ebenso genau auf den Punkt kommen wie längere Kompositionen ('Utensilie'), wobei Kuster selbst am Klavier bzw. Rhodes Piano nicht weiter im Vordergrund steht als seine Bläser. Daraus, dass sie sich gegenseitig melodisch umgarnen, ergibt sich der hohe Wiedererkennungswert dieser Musik, obgleich die Rhythmusgruppe nicht nur schmuckes Beiwerk darstellt, im Gegenteil. Bass und Schlagzeug tragen insbesondere die ausufernden Stücke und sorgen - auch dank hervorragend nahbarer Produktion - für zusätzliche Dynamik.
So vergeht eine knappe Stunde wie im Flug, zumal die KOMBO vor Ideen sprüht und es dabei schafft, sich so weit am Riemen zu reißen, dass der Hörer nicht atemlos zurückbleibt. Das nennt man dann wohl Abgeklärtheit, Souveränität oder schlichtweg Erfahrung.
FAZIT: Jazz kann Spaß machen, jawohl. Die OLI KUSTER KOMBO zeigt dies wieder einmal nachdrücklich und hat das Warten auf neue Musik von ihr lohnenswert gemacht. "Magniflex" ist der Ton gewordene Inbegriff von eleganter Leichtigkeit und zwangloser Könnerschaft bei gleichzeitiger Wahrung einer emotionalen Bindung zum Publikum und der Musik selbst.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.06.2017
Anuk
57:34
02.06.2017