Vor über vierzig Jahren erschien Pablo Henrys Debüt „Revolutionary Dream“ unter dem Namen Pablo Moses, seitdem veröffentlichte er in unregelmäßigen Abstand seine Alben. „The Itinuation“ ist Werk Nummer 13, seit dem Erscheinen des Vorgängers „The Rebirth“ sind satte sieben Jahre vergangen. Die Bekanntschaft mit dem THE GROUNDATION-Kopf Harrison Stafford führte zur Zusammenarbeit. Vier Stücke hat er für „The Itinuation“ verfasst und wirkt auch als Sänger mit.
Es sind vertraute Bahnen, in denen sich Pablo Moses und seine formidable Crew bewegen. Melodischer Reggae mit hohem Keyboard- und feinem Bläseranteil, der gerne zum Jazz rüber schlendert und auch vor kurzen, rockigen Ausbrüchen nicht zurückschreckt. Das Album hat einen enormen Flow, der Kitschfaktor ist erfreulich gering. Rhythmus und Melodien gehen gut ins Ohr und in die Beine. Gesanglich kann das Album ebenfalls punkten, Moses trägt die Songs, einen Hauch dunkler gestimmt als früher, sicher ins Ziel und erhält überzeugende Unterstützung, nicht nur durch den fein austarierten Chor.
Textlich geht es um die Kraft der Liebe, ihre Verwicklungen und verschlungenen Pfade, den Hoffnungstropfen, den Liebe und Verständnis in sich tragen, wenn man offen dafür ist. Im Gegensatz dazu steht wieder Babylon, mit all seinen Versuchungen, Verbrechen und einer gehörigen Portion Menschenverachtung. „Living In Babylon Is Brutal“, heißt es. Die scheinbaren Verlockungen einer von Gewinnstreben und Machtmaximierung unbeseelten Welt sind in Wahrheit Fallstricke ins Bodenlose. „Rasta don’t want to be charged for Murder!“ Wer will das schon…
Dabei vermeidet Moses Aggressivität und wütende Schuldzuweisung. Seine Zivilisationskritik gleicht eher einem Klagegesang, in dessen Hintergrund immer die Sehnsucht mitschwingt, dass sich irgendwann doch Liebe, Ethik, Verständnis und das Streben nach Erkenntnis und Frieden durchsetzen. Die Musik trägt die Texte mit sanftem Schwung, entspannten Rhythmen und pointierten Bläsersätzen, die für die fehlende Schärfe entschädigen.
FAZIT: Mit „The Itinuation“ legt Pablo Moses ein reifes, in sich ruhendes Alterswerk vor, dessen engagierte Texte und beseelte Musik nichts vom Rentnerdasein erahnen lassen. Gut so.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.06.2017
Danny "Axeman" Thompson
Pablo Moses, Harrison Stafford
Dalton Browne
Robbie Lyn
Desi Jones, Harry T. Powell
Dambo Robinson (trombone), Dean Fraser (sax)
Grounded Music
44:44
09.06.2017