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Papertank: Playground

Stil: Groove-Punk

Cover: Papertank: Playground

Wenn schon Panzer, dann wenigstens welche aus Papier: „Anytime you try to start a war / Try to make it cold / Oh please, just try to make it cold“, wünscht sich das schweizerisch/französische Trio PAPERTANK. Denkt man an das Säbelrasseln, mit dem <a href="https://www.express.co.uk/news/world/779973/kim-jong-un-donald-trump-north-korea-usa-war-nuclear" rel="nofollow">zwei Herren</a> mit zweifelhaften hair choices im Moment den Globus beschallen, klingt diese verzweifelte Bitte deprimierend prophetisch, zumal in Anbetracht dessen, dass „Playground“ schon Anfang Mai veröffentlicht wurde.

Schon während sich das Intro zum ersten Song „Waiting For“ hin aufbaut, fühle ich mich an REFUSED und deren explosives Auf und Ab zwischen trügerischer Ruhe und ihrem patentierten „Party Program“ erinnert, ein Eindruck, der sich im Laufe des Albums von Zeit zu Zeit wieder einstellt. Im Vergleich zu ihren schwedischen Kollegen gehen PAPERTANK jedoch wesentlich behäbiger zu Werk, was u.a. daran liegen mag, dass das Trio sich ausschließlich aus Gesang, Schlagzeug und Bass zusammensetzt. Das sorgt für Lemmy-hafte Wucht auf der einen Seite, für eine gewisse Schwerfälligkeit auf der anderen.
Während sich das Trio nicht erfolglos bemüht, Abwechslung und Spannung aufs Tableau zu bringen und dem einige breitschultrige Hooks zur Seite stellt, wirkt die ganze Sache streckenweise etwas unrund. Denn: Wie erwähnt fährt das Tandem, auf dem sich vorne ein bipolarer Straight-Edge-ler die Seele aus dem Leib strampelt und hinten ein langhaariger Bierdosen-Apostel verkehrt herum im Sattel sitzt und versucht den Ausblick zu genießen. Es fährt, aber es könnte schneller oder gleich langsam und auf schöneren Straßen fahren. [Umständliche Metapher, Ende]. Außerdem: Sänger Charles wirkt nicht wirklich heimisch, wenn er auf Schnelligkeit und Aggression setzt. Wesentlich besser klingt das im rauen, eher melodischen Modus („Waiting For“, „God Bless You“) und wirklich mitreißend, wenn er zu waschechtem Klargesang übergeht. So ist die erste und zugleich definite Meinung zum besten Song des Albums, <a href="https://www.youtube.com/watch?v=OKi_7SSUiuc" rel="nofollow">„The Flower And The Earth“</a>: Hier hat jemand seinen Stil gefunden. Der Bass sägt groovige Riffs aus dem Wald wie ein verdammtes Sägewerk, die von den Gesangmelodien zu etwas wirklich Gutem veredelt werden. Damit will ich weder andeuten, dass diese Ausrichtung der härteren Gangart prinzipiell vorzuziehen ist, noch, dass sich PAPERTANK mit „Ohoo-Ahaa“ den Hintern eincremen sollten. Es ist schlicht der Fall, dass die Band hier am effektivsten ihre Karten ausspielt und ihre Darbietung natürlicher anmutet als andernorts.

Nichtsdestotrotz sollten auch „Waiting For“, das spannungsgeladene „Cold War Circus“ und der doppelt unterstrichene, befreit aggressive Rausschmeißer „The Weather Guy“ in positivem Sinne erwähnt werden, zeigen sie doch -

FAZIT: - eine Band mit guten Ideen und songwriterischem Geschick auf dem besten Weg zu einer nachhaltigen Identität. Und wenn sie ihr Album schon gratis auf <a href="https://papertank.bandcamp.com/album/playground" rel="nofollow">Bandcamp</a> feilbieten, kann man ihnen doch ein Reinhören kaum abschlagen, oder?

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.10.2017

Tracklist

  1. Intro
  2. Waiting for
  3. Little gun
  4. Banshee
  5. The flower & the earth
  6. God bless you, wicked
  7. Cold war circus
  8. Run away
  9. Virus
  10. The weather guy

Besetzung

  • Bass

    Anthony

  • Gesang

    Charles

  • Schlagzeug

    Aurel

Sonstiges

  • Label

    Division Records

  • Spieldauer

    30:34

  • Erscheinungsdatum

    05.05.2017

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