„Parallxi5” ist das Debütalbum der Schweizer Band PENFIELD, deren Mitglieder ihre Musik als „New Prog“ bezeichnen. Hat was für sich, darf aber nicht mit „Neoprog“ verwechselt werden. Denn davon sind PENFIELD weit entfernt.
Das Album ist eine muntere Wanderung von Jazz-Rock zu Prog, lässt den Geist von Serge Gainsbourg erstrahlen („Apax 34 002“), bindet problemlos souligen Hip Hop in einen progressiven Kontext ein („Fashioned Wonderland“) und straft damit all die Unker Lügen, die behaupten, so etwas können gar nicht funktionieren. „L’Anonyme“ ist ein Hörspiel, das gut ins ARCHIVE passt. Der Rest des vierzigminütigen Werks ist instrumental.
Zentrales Stück ist das kantige, melodiöse „La Physique Anarchique“ mit gut dreizehn Minuten Laufzeit. Das Saxophon bekommt eine zentrale Rolle zugerwiesen und sorgt für die verschärften Jazz-Momente. Der Track könnte eine couragierte Kollaboration KING CRIMSONs mit SOLUTION sein, jener zu Unrecht oft unterschlagenen niederländischen Prog-Fusion-Spezialisten (in späteren Jahren mit mehr als einem Tanzbein in der Disco). „La Physique Anarchique“ hat Pep, ist so bissig wie geschmeidig und insgesamt eine fein abgestimmte Ensembleleistung mit eingeschobenen, prägnanten Soli.
„Apax 34 002“ ist ein inständiger Chanson, elektronisch verstärkt. Eine von mehreren erfolgreichen Überschreitungen von Genregrenzen. Wie auch „Fashioned Wonderland“, das sich von Hip Prog zu bläserstarkem Jazz Rock wandelt. Die [Hapax] betitelten Tracks sind atmosphärische Überleitungen, gehen aber über Füllsel weit hinaus. Über pumpenden Rhythmen darf es gerne spacig, psychedelisch und tanzbar zugehen. „L’Anonyme“ ist stampfender Poetry Slam, der Julia „Eines Tages Baby“ Engelmann heulend nach Hause schicken würde, müsste sie gegen ihn antreten.
Mit dem finalen Track schließlich darf Philip Glass ins abwechslungsreiche Geschehen einsteigen, zu Dub steppen und beschwingt nach Hause gehen. „Les Sentiers Goudronnès“ ist der zupackende, rauschhafte Ausklang eines starken Albums.
FAZIT: Ein Debüt nach Maß. Klasse Klang, klasse eingespielt, voller bizarrer, melodisch hoch ansteckender Einfälle. Eine ungestümer Genremix, der ungemein stimmig ist. So forsch, mit Wucht drängend die Stücke teilweise daherkommen, besitzt das komplett Album eine Leichtigkeit, die im aktuellen Sein nur selten zu finden ist. Ein exzellentes Erstlingswerk, das laut nach der Repeat-Taste schreit. Wir folgen dem Ruf sehr gerne.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.04.2017
Julien Michel
Théo A.Kummer
Thierry Scherer (Zed), Michael Borcard
Mathieu Hay
Michael Borcard (saxophones)
Eigenproduktion
40:12
30.09.2016