Spannend, was dieser Slowake auf "Secrets" bietet. Allein die Tatsache, dass sich Peter Katina als Akkordeonist von keinem anderen Musikern begleiten lässt, mutet exotisch an, doch das gebotene Material wirkt noch aberwitziger, wenn man es auf diesem Instrument dargeboten vernimmt.
Immerhin hat sich Katina ausschließlich fremder Kompositionen angenommen, die nicht unbedingt auf seinen Blasebalg zugeschnitten sind, im Gegenteil. So kommt es auch, dass das Instrument etwa in Salvatore Sciarrinos 'Vagabonde blu' beinahe nicht wiederzuerkennen ist und selbst relative geläufiges Repertoire wie Arvo Pärts 'Annum per annum' oder John Cages 'Souvenir' im wahrsten Sinn des Wortes unerhört klingen.
Sicher, "Secrets" reibt in der Gesamtbetrachtung bewertet tendenziell eher auf, als zu beruhigen oder gar zur musikalischen Unterhaltung zu dienen. Die Auseinandersetzung mit dem Album lohnt aber insofern, als man erstens etwas übers Sprengen von Grenzen und zweitens von produktionstechnischer Könnerschaft erfährt. Das Klangerlebnis, welches sich im Verlauf der bis zuletzt länger dauernden Stücke einstellt, ist beispiellos eindringlich und unterm Kopfhörer gemacht ein wiederholter Garant für Gänsehaut.
FAZIT: Es gibt sie noch, die unverbrauchten und riskanten Ideen. Peter Katina hat mit "Secrets" einen heiklen Versuch gemacht, im Original bereits grenzgängerische Musikwerke aufs Akkordeon umzumünzen, und einen vollen Erfolg erzielt. Klangforscher müssen dieses Ding gehört haben, auch wenn es an den Nerven zehrt.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.06.2017
Hevhetia
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09.06.2017