Was erwartet man von einem Album, das die ersten Minuten mit schwebend-entspannten Ambient-Klängen beginnt und einen dabei nach und nach einlullt, bis sogar die Töne eines Windspiels die musikalische Oberhand gewinnen?
Garantiert nicht, dass nach genau 5 Minuten und 17 Sekunden eine elektronisch verfremdete Stimme auftaucht, um uns englischsprachig anzukündigen, dass alles, was ab sofort passiert, uns unglaublich erscheinen wird: „I don‘t think you know, what is happening right now!“
Einen ähnlichen Überraschungseffekt präsentierte uns bereits MIKE OLDFIELD auf einem seiner ungewöhnlichsten Alben - „Amarok“.
Doch kennt irgendwer PIXIE NINJA? Allerhöchste Zeit sie bei solch einem klangvollen, abwechslungsreichen Überraschungsei genauer kennenzulernen, denn sie sind genau die musikalische Entdeckung und Freude, die beispielsweise Kindern beschert wird, wenn sie aus dem Inhalt ihres Überraschungseies genau das seltene Figürchen schälen, das ihnen noch zur Komplettierung ihrer Sammlung fehlte.
Hinter den PIXIE NINJAs verbirgt sich ein skandinavisches Prog-Rock-Duo aus Jostein Haugen und Marius Leirånes, die seit 2015 an „Ultrasound“ arbeiten und sich während dieser Zeit nach und nach zusätzlich namhafte Musiker in ihr Projekt mit einbanden, von denen die namhaftesten wohl Mattias Olsson, der bei NECROMONKEY aktiv ist und es zuvor bei ÄNGLAGARD war, sowie Ketil Vestrum Einarsen von WESERBERGLAND, WHITE WILLOW, WOBBLER und MOTORPSYCHO sind. Genau diese Bands sind auch eine hervorragende Bezugsgröße für das, was so alles musikalisch auf „Ultrasound“ geschieht.
Bis auf die überraschende Ansage ist das Album komplett instrumental und wildert in allem, was das Herz eines progressiven Musikhörers höher schlagen lässt – vom Retro-Prog über den Jazz-Rock bis hin zu elektronischer Musik und natürlich jeder Menge Krautrock.
Die Bezugsgrößen erstrecken sich dabei von KING CRIMSON bis VAN DER GRAAF GENERATOR und TANGERINE DREAM sowie ASH RA TEMPEL, NEU! und HARMONIA!
Verträumt Atmosphärisches und komplex Rockendes funktionieren dabei genauso als Einheit wie Retro-Prog und Electronics, Ambient und Jazz. Dieses Wechselspiel erschlägt einen gänzlich beim Hören, weil die Überraschung dessen, was uns nach den ersten 5 Minuten erwartet, tatsächlich so gigantisch ist, dass man es kaum zu glauben wagt.
FAZIT: Die Norweger jedenfalls reihen sich problemlos als PIXIE NINJA mit diesem überraschenden „Ultrasound“-Debüt-Album schlagartig in die erste Reihe norwegischer Prog-Bands ein, so als wäre das eine glatte Selbstverständlichkeit.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.06.2017
Apollon Records
38:23
23.06.2017