Post Hardcore? Über diese Selbsteinschätzung von PROJECT: MIDNIGHT kann man nur lachen, zumindest wenn man dabei nicht an unsäglichen US-Mallcore denkt, doch davor verschonen uns diese Deutschen dankenswerterweise auch. Ihr tatsächlicher Sound ist aber nur unwesentlich weniger ersprießlich und vielleicht sogar ein noch größerer Anlass zum Ärger, denn die Band zeichnet sich insbesondere durch eines aus: nichtssagende Berieselung.
'Phoenix' mit seiner Selbstbestärkungslyrik (Motto: Wir können nix als Mucker, haben aber das Herz am rechten Fleck) steht inhaltlich fast bezeichnend für das Selbstverständnis der Gruppe. PROJECT: MIDNIGHT wissen anscheinend nicht so genau, ob sie nun ernst auf Profi-Mucker machen sollen oder doch nur die Schülerband von nebenan sind. Ersteres liegt, falls wirklich angestrebt, noch in weiter Ferne, und letzteres trifft es umso genauer, so man "The First Encounter" (es möge auch die letzte Begegnung mit der Combo bleiben) bewerten möchte.
Die balladenhafte Mutmacher-Hymne 'Light' trieft vor Post-Grunge-Pathos, und ansonsten dümpeln PROJECT: MIDNIGHT meistens in gehobenem Tempo bzw. einem eintönigen Achtel-Stechschritt durch ihre hölzernen Kompositionen. Das bemüht verbreakte 'If I Could' bildet genauso eine Ausnahme wie das gestelzt düstere 'Slave Of Hate' und das kitschige 'Run Away' mit einer gewissen Nicky als Gastsängerin, deren gesichtsloser Beitrag nicht weiter ins Gewicht fällt.
Sänger und Gitarrist Mirco Kleinfeld "denglischt" sich steif durch die Songs, geradewegs in die Belanglosigkeit, die - ein Trost für PROJECT: MIDNIGHT auch vielen anderen Pseudo-alternativen Kappelen beschieden ist. "The First Encounter" mutet zwar nicht gänzlich unerträglich an, dauert aber dennoch zum Glück kaum länger als eine halbe Stunde …
FAZIT: "Alternativer" Rock der typisch deutschen (spießigen) Sorte, wie ihn auch Hörer von Pur gut finden könnten.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.11.2017
Fastball / Soulfood
36:04
03.11.2017