So, liebe Kinder, falls ihr es noch nicht wusstet: Was unterscheidet eine Cover- von einer Tribute-Band? Während die Cover-Band Songs der verehrten Gruppe(n) nachspielt, versucht die Tribute-Variante mit eigenem Material den Hofierten möglichst nahe zu kommen. PURPENDICULAR verstehen sich als letzteres, wobei die Setlist ihrer Live-Auftritte zumeist aus DEEP PURPLE-Songs besteht, ergänzt um RAINBOW- und Eigen-Material.
PURPENDICULAR gelten (neben DEMON’S EYE) als die Besten ihres Fachs, hochgelobt von (EX-)DEEP PURPLE und RAINBOW-Mitgliedern. So kommt es, dass Ian Paice und Tony Carey bei einem Stück auf „Venus To Volcano“ Schützenhilfe leisten („Wonderful“). Paice lässt es sich auch nicht nehmen, die Band gelegentlich auf der Bühne zu begleiten. Nötig wäre dies alles nicht, doch zeugt es von Respekt und der Qualität PURPENDICULARs.
„Venus And Volcano“ ist das zweite Studioalbum der vielbeschäftigten Combo, und es liefert die volle Breitseite robusten Hard Rocks im Geiste DEEP PURPLEs. Die Gitarren schmettern schwerblütige Riffs, Oliver Klammt gibt mehr als den Aushilfs-Jon Lord, ist eh näher an Don Airey dran. Er lässt die Orgeln satt röhren und sorgt insgesamt für eine üppige Portion unterschiedlicher Keyboardklänge. Die Drums hämmern und der Bass pumpt sich flott durchs Programm. Alles wie es sein soll. Größter Bonus ist der hervorragende irischstämmige Sänger Robby Thomas Walsh, dessen kraftvolles Organ die Konkurrenz der Originalsänger nicht zu fürchten braucht, gelegentlich mit einem Touch Brian Johnson aufwartet, und bei Balladen die Kunst der Zurückhaltung beherrscht.
Die Stücke selbst sind mehr als achtbar, lassen die schwächeren Alben DEEP PURPLEs locker hinter sich, halten die Waage zwischen opulenten Balladen, gebremster Power mit Blues-Feeling („Trouble Man“) und launig hingeschmettertem Hard Rock der heftigeren Sorte.
Leider haben PURPENDICULAR ein kleines Timing-Problem. Denn an das vor kurzem erschienene, famose DEEP PURPLE-Werk „inFinite“ kommt die Band nicht ran. Eine nette Abwechslung für Fans und Freunde ist „Venus To Volcanus“ dennoch.
FAZIT: Vom Originalitätsfaktor abgesehen, ist „Venus To Volcanus“ ein amtliches Hard Rock-Brett, das sich ganz dem DEEP DURPLE-Universum verschrieben hat. Nur ganz am Anfang, und ein klein wenig zum Start ins gefühlvolle Finale, wagt man einen kleinen Schritt nach draußen. Die Songs gehen meist gut ins Ohr, bei gedrosseltem Tempo überzeugen PURPENDICULAR ebenfalls. Instrumental liefern alle Beteiligten eine kernige Leistung ab, die gekrönt wird vom beeindruckenden Frontmann Robby Thomas Walsh.
Wer sein Faible für DEEP PURPLE und RAINBOW ausleben möchte, ist zwischen Venus und Vulkan gut aufgehoben.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.05.2017
Winnie Bucher, Armin Wegerer, Ian Paice
Robby Thomas Walsh, Heike Nürnberg
Herbert Bucher
Oliver Klammt, Tony Carey
Jürgen Zink
Fastball Music/Soulfood
54:29
12.05.2017