Es ist ihre achte Veröffentlichung - der fünfte Langspieler insgesamt -, und dennoch sind RADIO MOSCOW über den Rotzrock- und Proto Metal-Underground hinaus weitgehend unbekannt geblieben. Mit seinem neuen Plattenvertrag hat das Trio einen guten Wurf gelandet, und die Voraussetzungen, im weiteren Rahmen von sich reden zu machen, stehen angesichts der auf „New Beginnings“ - der Titel spricht Bände – gebotenen Materials nicht schlecht.
Dabei hat die Band rein gar nichts an ihrem Stil geändert, sondern scheint ihn lediglich umso entschlossener mit geradezu aufdringlich auf den Punkt kommenden Songs zu zelebrieren. Die Scheibe ist tatsächlich eine akustische Feier – von Zeiten, da Iron Butterfly, Vanilla Fudge oder Blue Cheer neue Härteakzente im Rock setzten, während ihm Quicksilver Messenger Service im Sog von Jimi Hendrix psychedelische Pilze einverleibten.
Seit ihrem Gründungsjahr 2003 haben sich RADIO MOSCOW gemütlich entwickelt statt verbissen selbst angetrieben, um dies oder das zu reißen, während Neo Psych und Stoner nicht stehengeblieben, sondern vielmehr zu trendigen Genres geworden sind. Das braucht die Band nicht zu kümmern, weil sie ihr Ding wie gesagt locker durchzieht; sie blickt zwar am musikhistorischen Zeitstrahl zurück, erweckt dabei jedoch keine ausgesprochene Vintage-Atmosphäre, sondern wirft alte Tugenden in einen Pott voller neuzeitlicher Rock-Gesten. Die Vorsilbe "Post-" schwingt in allen Songs auf „New Beginnings“ mit.
So changiert die Stimmung bei Parker Griggs und Co. zwischen heavy Bluesern mit exaltiertem, verhallten Gesang wie ‚Deceiver‘ und flott kämpferischen Lead-Feuerwerken (‚No One Knows Where They‘ve Been‘), die innerhalb der Szene ihresgleichen suchen. Das Ganze ist dermaßen kurzweilig, dass man es vor allem Freuden des Schaffens von Isaiah Mitchell empfehlen kann, denen Golden Void zu dröge und Earthless zu langatmig in Gitarrennostalgie schwelgen.
FAZIT: Dank Dan Auerbach (The Black Keys) als Produzent, aber nicht nur, feiern RADIO MOSCOW ihr zehnjähriges Alben-Jubiläum mit „New Beginnings“ zunftgerecht. Die Platte versprüht eine Energie, deretwegen man nicht von "retro" schwadronieren möchte, und entwickelt eine Sogwirkung, die jeder beliebigen Post-Rock-Kapelle zur Ehre gereichen würde. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/ed3cc975dd684e909ee84e3b10b815f0" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.09.2017
Century Media / Sony
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29.09.2017