Das zarte Intro 'A Perfect World' trügt noch, denn danach drehen RED RAVEN voll auf und knüpfen dort an, wo sie mit "The Principles" aufhörten. Die saarländisch-rheinland-pfälzische Gruppe um Bernd Basmer und Martin Reichhart (SUPERIOR!) spielt sich hiermit in die Oberliga (mindestens) des deutschen Heavy Metal und vereint dabei alte Tugenden mit einem modern frischen Sound, vor allem aber saugutem, unverbrauchtem Songwriting.
Im Grunde machen RED RAVEN nach wie vor nichts Revolutionäres, weigern sich aber partout, abgegriffene Songmuster oder gar textliche Floskeln zu verbraten, die andere schon allzu oft verwendet haben und immer noch als vermeintliche Trümpfe zücken. Dass das teilweise um symphonische Elemente erweiterte Titelstück dann nicht nur wegen seiner siebenminütigen Spielzeit zum Prog neigt, sondern auch hinsichtlich seiner Struktur, liegt nahe, doch in gleicher Weise bietet der Fünfer aufsehenerregende Hauruck-Tracks wie 'Dance With A Freak', die direkt ins Ohr gehen.
In ihren "klassischsten" Momenten klingen RED RAVEN ein wenig wie Euro-Metal-Größen Marke GAMMA RAY mit Ralf Scheepers, nur mit mehr "amerikanischer" Härte, aber solche Beschreibungsversuche sind müßig, wenn man schließlich das zackig modern riffende 'The Best Man I Can Be' den beiden Epen 'Proud' (düster) und 'On My Way' (umso erhebender und der halbballadeske Höhepunkt des Albums) gegenüberstellen soll.Die im positiven Sinn schwülstige Akustik-Chose 'Until The End Of Time' stellt Frontmann Frank Beck in den Mittelpunkt, eine der stärksten Stimmen nicht nur im deutschen Metal momentan.
Mit dem sphärischen'Out Of Memory' schwebt er in souligen Sphären, als sänge der junge DEEP-PUPRLE-Glenn-Hughes bei einer Schwermetall-Kapelle, und das satte 'Running Out' befriedigt vom Fleck weg die alte Schule. Bei diesem Label Perlen ist diese Band mit diesen spielerischen Qualitäten, diesen Songs und dieser klasse Produktion eine Handvoll Perlen vor die Säue.
FAZIT: Mit "Chapter Two: Digithell" bestätigen RED RAVEN den guten Eindruck, den sie mit ihrem Debüt hinterließen, und stimmen ihren fetten Midtempo-Metal der klassischen Sorte unwesentlich feiner ab. "Chapter Two: DigitHell" ist eines der stärksten Alben aus dem deutschen Metal-Underground seit Langem und absolute Pflicht. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/eedb086aee754c78900bd11fe00b15fc" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.10.2017
Fastball / Soulfood
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13.10.2017