Zurück

Reviews

Sascha Thieltges: Heart Of Steel

Stil: Gitarre / Blues / Hardrock

Cover: Sascha Thieltges: Heart Of Steel

Der Koblenzer Gitarrist Sascha Thieltges ist als Session-Mann schon weit gekommen (u.a. bis ins Studio zu Thomas Anders) und gemeinsam mit seinem Bruder, dem Schlagzeuger Daniel beim Quartett GrooveService aktiv, erfüllt sich aber nun auch den Traum eines Soloalbums, das er in Eigenregie veröffentlicht. Vor diesem Hintergrund zollt seine Leistung in allen Belangen Respekt ab, denn die Scheibe wurde exzellent produziert (da verschmerzt man das einfallslose Mucker-Foto als Cover) und bietet mehr als nur tadelloses Handwerk, wie man es von einem "gelernten" Musiker erwartet.

Nein, Thieltges betreibt nicht bloß "Malen nach Zahlen", wie man es seit der Shrapnel-Hochphase in den 1980ern immer wieder von selbsternannten Virtuosen hören musste, sondern spielt sein Instrument mit Fingerspitzengefühl und Umsicht, was die Ausarbeitung seiner Ideen betrifft. Songwriting nach klassischem Verständnis spielte bei der Zusammenstellung der Stücke gewiss die gleiche Rolle wie ein Ausschöpfen der eigenen spielerischen Fähigkeiten.

So kommt es, dass man sich das rührende 'Rest In Peace' mit Streicher-Klängen besonders gut von einem Sänger begleitet vorstellen kann, derweil die Ballade 'For You' mit Klavier ebenso viel Gefühl zeigt. Anderswo - etwa im wuchtigen 'Sleepless' - streift Thieltges den Metal-Rand, wohingegen das beschwingte '8 Teeth' ein Paradebeispiel für den Groove des ausführenden Duos (Sascha übernahm alle Saiteninstrumente, sein Bruder erneut die Drums) darstellt.

Mit '2.0.', das über ein sehr zackiges Riff nebst Schlagzeugsolo verfügt, gelingt dem Gitarristen ein echter Leckerbissen für alle, die eine energiegeladene Rock-Performance schätzen, und das Titelstück wartet mit einem waschechten Keyboard-Gitarren-Tradeoff auf. Die Fingerfertigkeiten auf den Tasten beweist in diesem Fall der zeitweilig in Deutschland ansässige Pianist Vladan Mijatovic, der zu den renommiertesten jungen Künstlern an seinem Instrument gehört und bereits in der distinguierten Carnegie Hall auftrat.

Was also während des eröffnenden 'Tree Of Life noch ein bisschen übermotiviert wirkt, erweist sich zusehends als hochwertige Instrumentalscheibe voller fließender Leads à la Satriani mit Sing-Charakter. Die amerikanische Gitarrenikone dürfte auch in Anbetracht des Titels 'Satchurated' - Satch ist Joes Spitzname und das Motto seines 2010 erschienenen Konzertfilms "Live In Montreal" - als Hauptinspiration hergehalten haben … genauso wie Eddie Van Halen oder Paul Gilbert, die Thieltges selbst u.a. nennt.

FAZIT: Angesichts seiner technischen Qualitäten und einem eingehenden emotionalen Verständnis von Musik generell müsste Sascha Thieltges sein Können eigentlich in den Dienst einer ambitionierten Gitarrenband im Rock- bis Metal-Bereich stellen, die sich künstlerisch so konkret ausdrücken möchte, wie er es auf diesem Soloalbum tut, dem in Deutschland momentan nur wenige klampfende Kollegen des Schöpfers etwas Gleichwertiges entgegenzusetzen haben.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.09.2017

Tracklist

  1. Tree Of Life
  2. 8 Teeth
  3. Desire
  4. 2.0
  5. For You
  6. Sleepless
  7. Heart Of Steel
  8. Long Street No. 2
  9. Rest In Peace
  10. Satchurated
  11. Nowhere

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Eigenvertrieb

  • Spieldauer

    55:33

  • Erscheinungsdatum

    04.08.2017

© Musikreviews.de