Wenn jemand wie der britische Produzent Daniel O’Sullivan, ein gar nicht mehr so neues Mitglied der norwegischen Chamäleons ULVER, eine Formation wie SATHÖNAY betreut, muss sich selbige entweder durch Eklektizismus oder anderweitige Unberechenbarkeit auszeichnen. Tatsächlich trifft auf die Franzosen quasi beides zu.
O'Sullivan ist als Experte sowohl für avantgardistischen Rock als auch multikulturelle Sounds genau der richtige Mann für "Lost A Home" gewesen, denn die Schöpfer aus Marseille kultivieren hiermit eine originelle Form von Weltmusik, die sich durch hypnotische Rhythmen und wie zu erwarten exotische Klangerzeuger im Instrumentenpark hervortut.
Trotz vordergründig orientalischer Melodien wirken SATHÖNAY zu keinem Moment wie als progressiv verkleideter Bauchtanz-Kitsch oder verkiffte Selbstsucher, die sich in Indien verirrt haben; stattdessen durchläuft ihr gerade einmal halbstündiges Album mannigfaltige Stimmungen von Leutseligkeit über verhaltenen Zorn bis zu ebensolcher Euphorie.
Das Trio (mit Cello statt Bass) um Vordenker Nico Poisson, eine Koryphäe an der elektrischen Saz-Laute, begeht so einen selbstsicheren und -bewussten Spagat zwischen Okzident und Turban tragender Psychedelia mit viel Getrommel und wenig, nein überhaupt keinem kompositorischen Ausschuss, denn so repetetitiv manche Parts auf dieser Scheibe auch sein mögen, so gedrungen und in sich geschlossen mutet sie in ihrer Gesamtheit an.
FAZIT: Wer kann auf den Punkt genau mäandern? SATHÖNAY, ein heißer Anwärter auf den Titel, die exotischste Band 2017 zu sein, die den Exotenbonus nicht im Geringsten nötig hat.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.07.2017
SK Records
36:06
14.07.2017