Sean Rowe, ein Mann mit einer unverkennbaren Baritonstimme, versprüht mit "New Lore" subtile Düsterkeit, die aber nicht bedrückt, sondern im Gegenteil geradezu erbaut. Das liegt u.a. daran, dass der Amerikaner einen Hang zum Gospel mitbringt ('Promise Of You'), gern auf Klavier sowie Chor setzt und somit spirituelle Aspekte der Musik hervorkehrt.
Spiritualität ist selten nicht konstruktiv, und dementsprechend lässt "New Lore" keine zweideutigen Interpretationen zu. "Bowed, but unbroken" - so könnte man die Stimmung auf dem Album insgesamt auf den Punkt bringen. Die sehnsüchtige Avancen von 'Gas Station Rose' und 'The Very First Snow' klammern das Werk gewissermaßen atmosphärisch, doch dazwischen lässt Rowe mannigfaltige Klangbilder und somit auch Assoziationen zu.
'The Salmon' und das heitere 'Newton's Cradle' kommen mit Minimalschlagzeug beziehungsweise Streichern daher, wozu sich der Barde in den Himmel fistelt, wenn auch nie so penetrant wie Bon Iver. Keine Androgynität also, klar, dafür minimalistische Lagerfeuerballaden wie 'Promise Of You' und 'The Vine', welche Produzent und Tontechniker Matt Ross-Spang (Jason Isbell, Margo Price) ebenso gekonnt in Szene gesetzt hat wie die Wehmut des kurzen 'It's Not Hard To Say Goodbye Sometimes'.
Auf "New Lore echot es an allen Ecken und Enden, sei es im Kontext Motown oder R&B im ursprünglichen Sinn. Der Hörer darf sich in einen emotionalen Sog gezogen wissen, und das macht diesen Kammerfolk - beileibe keine exotische Gattung - so zwingend vor dem Gros ähnlich gelagerter Veröffentlichungen der jüngeren Zeit.
berührend, selbstreflektierend und zum Nachdenken über sich selbst anregend.
FAZIT: Kingsize-Americana.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.04.2017
Anti
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07.04.2017