In einer Szene, die Rüschen auf optischer und künstlichen Bpmbast auf klanglicher Seite als Maßstäbe für die Qualität einer Band anzulegen scheint, schlägt dieses Debüt sicherlich ein wie eine Bombe, doch was ist abseits dessen über "Solveig" zu sagen? Vielleicht dass die Urheber des Albums keine halben Sachen machen, wenn es darum geht, sogenannten Symphonic Metal (natürlich mit Frauengesang) zu spielen, und just deshalb im Einheitsbrei dieses Subgenres zu ersticken drohen.
SEVEN SPIRES machen also alles richtig und darum auch eine Menge falsch. Frontfrau Adrienne Cowan steht wie zu erwarten im Mittelpunkt des Geschehens - sowohl stimmlich als auch optisch, wobei weder das eine noch das andere zu Unrecht geschieht, denn sie singt anstandslos und ist hübsch herausgeputzt. Darüber hinaus gestaltet sich ihr Beitrag zu "Solveig" als ebenso blutarm, wie sich die Musik rein instrumental anhört.
Die Platte wurde aalglatt keimfrei produziert, nachdem die Musiker ihre Ideen mit bewanderter Hand zu semi-progressiven Bombast-Riff-Gebilden zusammengesetzt hat. Die Arrangements erscheinen souverän und sind in ihrer Dynamik relativ absehbar, doch das muss vermutlich so sein, wenn man das anvisierte Publikum, dem offensichtlich jedes noch so kleine "Experiment" zu viel ist, ködern möchte.
"Solveig" erzählt eine moderne Fantasy-Geschichte im ästhetischen Nimbus des Viktorianismus und in puncto Atmosphäre überwiegend düster, versehen mit bisschen Wehmut sowie einem ordentlichen Schuss Theatralik. Rein musikalisch leistet die Band objektiv gesehen Beachtliches, was angesichts der Tatsache, dass sie aus Mitgliedern mit abgeschlossenen bzw. noch laufendem Musikstudium besteht, nicht weiter verwundert. Handwerklich bewegt sich also alles auf gehobenem Niveau, während die Kompositionen bewährten Mustern folgen.
Der allseitige Schwulst wurde hörbar von klassischen Komponisten beeindruckt, wobei SEVEN SPIRES ihren Mitbewerbern mindestens zwei Schritte voraus sind, weil sie etwas von der zugrundeliegenden Historie verstehen, statt ein paar Alibi-Bläser und -Streicher in ihr metallisches Korsett zu zwängen. Was diesen Crossover angeht, befindet sich das Quartett zweifellos auf Augenhöhe mit KAMELOT oder NIGHTWISH.
Angesichts einiger wirklich derber Parts und Cowens zeitweiligen Geschreis ist der Weg von SEVEN SPIRES bis zu extremen Acts wie den neueren DIMMU BORGIR gar nicht so weit, bloß dass die Amerikaner mithilfe von Produzent Sascha Paeth, der prädestiniert für diesen Stoff ist, eine ganz andere Hörerschaft anvisiert haben, denn ihre Musik ist …
FAZIT: … objektiv hochwertiger Stoff für die Klientel von EPICA bis AMARANTHE mit einem Brückenschlag zu ARCH ENEMY - um mal bei Bands mit markigen Damen am Mikrofon zu bleiben -, subjektiv gesehen aber so authentisch emotional wie ein Haufen Steine. SEVEN SPIRES begehen die gleichen Fehler wie viele Symphonic-Metal-Acts und bieten Instant-Gefühle aus dem Maggi-Aufkochbeutel. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/728e59e733f144e09a72aacd3aec8805" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.08.2017
SAOL / H'Art
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04.08.2017