Tenside haben irgendwas mit Seife zu tun. (Achtung!) Seifig – ist auch das neue Album von TENSIDE aus München. Aber nur ein bisschen. Meistens eher nicht, meistens ziemlich gut.
Stilistisch bewegen sich die vier irgendwo im Grenzgebiet zwischen Core und Melodeath und schaffen es meist, aus beiden Richtungen das Richtige in ihren Teig zu mischen. (Dieser Teig ist übrigens produktionstechnisch höchst sauber ausgebacken, an den Reglern saß Christoph Wieczorek.)
So vereinen sie corige Brutalität und Rohheit mit skandinavischen Melodien und eingängigen Hooks, ohne sich in balladeskem Schmalz, ausgefransten Breakdowns oder sonstigen Unnötigkeiten zu verzetteln. „This Is What We Die For“, „Unbreakable“, „Faith Over Fears“, „The Shades Of Night“ und „New Slaves“ sind in dieser Hinsicht alle sehr gelungen.
Was aber teilweise schon bei den genannten und verstärkt bei den restlichen Songs des Albums auf Dauer unangenehm auffällt, ist Folgendes: TENSIDE haben mit „Kuhle“ einen stimmlich massiven Kerl am Mikro, wieso also der inflationäre Einsatz von AH-AH-Chants und Gröl-Chören als Verstärkung? Zu viel PARKWAY DRIVE gehört? Immer wieder hat man das Gefühl, die Münchner opferten dem Bestreben, eine epische Hook zu produzieren, den Blick aufs Wesentliche.
So bilden „Army Of The Dawn“ und „Eternal Contempt“ nach dem wirklich überzeugenden Start die Tiefpunkte des Albums:
Ersteres ist ein ehrenwerter Versuch, eine neue Seite der Band zu zeigen, indem man sich als Klarsänger Christoph van Freydorf von EMIL BULLS ins Boot holt. An der Idee ist nichts falsch und da sich TENSIDE ja insgesamt recht melodieaffin zeigen, hätte das sicher auch was werden können. Hätte, wenn der Song nicht zu einer cheesy Kampf-Schmonzette zerschmolzen wäre, den auch kleinere Ausbrüche nicht mehr retten können.
Letzteres verrät all die guten Ansätze, die durchaus bemerkbar gewesen wären, und ersäuft sich selbst in den erwähnten Ahs und Ohs und verpuffenden dramaturgischen Strategien.
Der noch unerwähnte Rest: Is gut. Reißt nicht so vom Hocker wie die ersten Songs, aber is gut.
Die Texte (Zitat Promotext): „Textlich geht es darum, seine Ziele im Auge zu behalten, sich neuen Herausforderungen zu stellen und die Unterdrückung zu bekämpfen. Auch gesellschaftliche Themen sowie die akute Lage unserer Zeit kommen auf 'Convergence' nicht zu kurz.“ Ebbs und nix (zu hochdeutsch: weder Fisch noch Fleisch) halt.
Doch nein, so soll es nicht enden. Dachten sich wohl auch TENSIDE und packten ein fettes Ausrufezeichen ans Ende von „Convergence“: „The Faceless“ beginnt zunächst bedenklich mit Synthesizer-Klängen, entwickelt sich dann aber zu einem Gaspedal-Fortissimo, das in beinahe orchestraler Brutalität als eine Art rückschauender Ouvertüre mit allem aufwartet, was man sich (von dieser Band) nur wünschen kann: Entschlacktes Geprügel, gepaart mit Melodien, Soli und Refrains, die nicht mehr künstlich aufgeblasen werden müssen, weil sie von vornherein groß gedacht sind.
FAZIT: TENSIDE präsentieren zugänglichen und hochgradig unterhaltsamen melodischen Core; die leichten Durchhänger, die sich in „Convergence“ eingeschlichen haben, dürften dem vergnügungsbewussten Konzert- bzw. Festivalbesucher aber sowieso nicht besonders störend auffallen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.02.2017
Max Weishaupt
Daniel Kuhlemann
Daniel Kuhlemann, Michael Klingenberg
Florian Schmid
BMG/Cargo
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13.01.2017