"Wounds ist offensichtlich ein Konzeptalbum über vielleicht emotionale, vielleicht aber auch tatsächliche körperliche Verletzungen. Das deutsche Einmannunternehmen THE COLD VIEW versucht hiermit einen begräbnisartigen Doom-Entwurf mit viel Synthesizer und Minimalismus als Hauptprogramm.
Das Hören von "Wounds" gestaltet sich erwartbar mühselig und erfordert Geduld, denn die Klangmodulationen die der Berliner Musiker bemüht, sind so subtil, dass man gezwungen ist, sich fallenzulassen. Ein gewisses Grundvertrauen ist also vonnöten, aber sich einzufühlen fällt andererseits auch leicht, wenn man schlechtere Laune hat. An die Referenzgrößen in ihrem angestammten Bereich - beispielsweise Skepticism, Esoteric oder Thergothon - können und möchten THE COLD VIEW nicht heranreichen, weil sie sich leicht anders orientieren.
Akustische Breaks helfen zusätzlich auf die Sprünge bzw. bei der klaren Konturierung der Kompositionen … oder Improvisationen? Der Eindruck von Willkür, den man in diesem stilistischen Bereich häufig hat, beschleicht den Rezipienten auch bei THE COLD VIEW und auf diesem Album im Speziellen. Das spröde Riff von etwa 'II' klingt wie eine doofe Fingerübung, auch wenn es letzten Endes seine wohl erwünschte Wirkung erzielt: Beklemmung, Enervierung, et cetera …
Zumindest persönlich erachtet dieser Hörer eines allerdings als negativ. Statt stringent auf ein läuterndes Ende hinzuführen, spitzt der Künstler alles zu und verstört mit dem finalen 'VI', das eine Viertelstunde veranschlagt, zur Gänze. Die berühmte "closure", um es mit dem englischen Begriff am treffendsten auszudrücken, stellt sich somit nicht ein.
FAZIT: Funeral Doom mit elektronischen und schwarzmetallischen Spitzen, selbstverständlich Nischenmusik und in dieser Hinsicht über die meisten Zweifel erhaben. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/453677bb0e104e61870ed7d0485a401e" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.02.2017
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04.01.2017