Zurück

Reviews

The Committee: Memorandum Occultus

Stil: Black Metal

Cover: The Committee: Memorandum Occultus

Rein äußerlich machen THE COMMITTEE durchaus neugierig: Die Band setzt sich aus einem internationalen Line-Up zusammen, angeführt von dem Russen Igor Mortis. Auf Bandfotos posieren sie wie MGLA/UADA/wer-auch-immer mit schwarzverhüllten Gesichtern, nur tragen sie statt Lederkluft Anzüge und halten Whisky-Kelche in der Hand. Und anders als so viele andere Schwarzmetaller können sie sich auch zu der Aussage durchringen: „The Committee does not support any political views and ideologies.“ - was im Grunde alles und nichts bedeuten kann (Demokratie und Menschenrechte könnte man z.B. auch als Teil einer politischen Einstellung verstehen…).
Der thematische Faden des Albums sind sechs „Waffen“, mit denen die ominösen und omnipräsenten „Die da oben“ Unheil und Verderben über den Planeten bringen – Satan sei Dank werden wir durch Schema-F-Black Metal endlich dazu gebracht, die Augen zu öffnen!!!
(Wobei man anfügen muss, dass die Texte dieses Albums bei weitem nicht so leer/stereotyp/abgegriffen sind, wie die mancher Genre-Kollegen.)

Musikalisch watet man durch schlammigen Sound ungefähr auf den Pfaden von (ost-)europäischem Black Metal, wobei sich DRUDKH und erwähnte MGLA immer wieder als Vergleichsgrößen aufdrängen.

Schwer anzuhören ist das Album in seinem sanften Wogen sicher nicht: Erstens setzt das Komitee, gleichwohl die Drums sich immer wieder im Blastbeat ergehen, vor allem auf langsame Riffs, die recht melodisch ineinander fließen, zweitens unterfüttern sie den wie erwähnt verwaschenen Sound noch mit dezenten Synthesizer-Klängen und auch der Schlagzeugklang wirkt wie mit Samt umwickelt. Drittens gelingt es der Band, einige derart ereignislose und vorhersehbare Songs zu kreieren, dass man sich hier sicher nicht, um bei der Metapher zu bleiben, stürmischen Wildwassern, sondern eher einem langweiligen Fährkanal ausgesetzt sieht.

Das ultimative Negativbeispiel ist „Golden Chains“: Schon während des generischen Akustik-Intros ist abzusehen, was einem die nächsten zehn Minuten versüßen wird – breit ausgetretene Einfallslosigkeit, unermüdliches Wiederkäuen desselben langweiligen Riffs, fade Melodien, die sich mit den verhallten Growls abwechseln. Fahrstuhl-Black Metal.

Auch die meisten anderen Songs kranken bis zu einem gewissen Grad an beschriebenen Übeln, wobei sich allgemein festhalten lässt, dass es der Band am besten zu Gesicht steht, wenn sie ihre Marschrichtung im (MGLA-artigen) Midtempo ansiedelt, da sich hier eine gewisse Prägnanz einstellt, die dem verhallten, mit leise pochenden Blastbeats unterlegten Gewäsch, das weder atmosphärisch, noch erhaben ist, meist abgeht.

Wirklich zu überzeugen vermag „Flexible Facts“: Hier steigt man mit ungewöhnlicher Rasanz ein und schlägt mehrere Haken – Tempo raus, Tempo rein, von stürmischer Wucht zu wuchtigem Walzen, Synthesizer-Epik wird abgelöst von einem Spokenword-Teil, dem ein aufgeregter Schlagzeug-Beat den Boden unter den Füßen wegreißt. Warum nicht mehr davon?

FAZIT: THE COMMITTEE präsentieren ein solides Black Metal-Album, das weder spannend, noch besonders originell ist, für Genre-Freunde aber sicher ein Ohr wert.

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.05.2017

Tracklist

  1. Dead Diplomacy - Weapons of War
  2. Synthethic, Organic Gods - Weapons of Genocide
  3. Golden Chains - Weapons of Finance
  4. Treacherous Teachings - Weapons of Religion
  5. Flexible Facts - Weapons of History and Chronology
  6. Intelligent Insanity - Weapons of Methodology and Duality

Besetzung

  • Bass

    Marc Abre

  • Gesang

    Igor Mortis, Aristo Crassade

  • Gitarre

    Igor Mortis, Aristo Crassade

  • Schlagzeug

    William Auruman

Sonstiges

  • Label

    Folter Records

  • Spieldauer

    54:06

  • Erscheinungsdatum

    25.02.2017

© Musikreviews.de