THE DARKNESS gehören zu jenen Bands, die wohl auf ewig an Qualität und Erfolg ihres Debüts „Permission To Land“ (2003) gemessen werden. Die überkandidelte, aus der Zeit gefallene Mischung aus Hard- und Glam-Rock bestach durch Witz, überbordende Energie und catchy Melodien. Sänger Justin Hawkins polarisierte mit seinem so gekonnten wie exaltierten Falsettgesang, gab der Band damit aber ein unverkennbares Markenzeichen. Der zwei Jahre später erschienene Nachfolger „One Way Ticket To Hell... And Back“ war ein schaumgebremster und nicht mehr ganz so erfolgreicher, aber keineswegs übler Ableger des Erstlings.
Danach trennte sich die Band zunächst, unter anderem aufgrund der Drogenprobleme des Leadsängers, bevor man wieder zusammenfand und 2012 das solide, handfester rockende, insgesamt aber etwas mediokre „Hot Cakes“ aufnahm, das nicht nur an Härte vom 2015er Album „Last Of Our Kind“ getoppt wurde.
Jetzt erscheint mit „Pinewood Smile“ folgerichtig Werk Nummer fünf, dass den Fuß wieder leicht vom Gas nimmt, ohne auf gehörige Powerschübe zu verzichten („All The Pretty Girls“, Southern Trains“, „Japanese Prisoner Of Love“). Wer bislang kein Freund von Justin Hawkins Gesangsstil war, wird auch 2017 nicht glücklich damit. Falls doch: Er macht seine Sache wieder verdammt gut und überzeugend - eine Drama Queen vom feinsten.
Die Lyrics sind wie gewohnt von gehobener Albernheit, feiern das wilde Leben und die Liebe. Wobei der Text von „All The Pretty Girls“, in diesen Zeiten, in denen täglich Berichte von sexuellen Übergriffen im gesamten Medienbetrieb erscheinen, unfreiwillig zynisch wirkt. Gehen doch die Belästigungen in der Realität fast ausschließlich von Männern aus, während Hawkins von jener Sorte Mädchen singt, die einen Rockstar nur so lange liebt, wie seine Songs in den Charts sind. Doch das wird mit so viel überzeugender und unschuldiger Inbrunst (ohne finsteren Hintersinn) vorgetragen, dass man es ihm nur ein ganz klein bisschen übelnehmen kann.
Musikalisch sitzt die Melange wieder, es wird sich nicht um Zeitströme gekümmert, sondern deftig und gelegentlich gekonnt verschnörkelt losgerockt. Ein besonderes Schmankerl für die Band dürfte es sein, dass Roger Taylors Sohn Rufus Tiger an den Drums sitzt, man damit QUEEN jetzt bereits personell so nah ist wie nie zuvor. Zwischendurch zeigen THE DARKNESS hemdsärmelig, dass sie auch (Halb)-Balladen („Why Don't The Beautiful Cry?“, „Stampede Of Love“) aus vollem Herzen beherrschen. Highlight des Albums ist das Riffmonster „Solid Gold“, das sich munter zwischen den STONES, QUEEN und mittleren STYX tummelt. Tiefpunkt ist das zwischen AOR-Radio-Dutzendware und verkorkstem College-Rock dudelnde „Happiness“. Nicht ganz schlecht, vor allem zu Beginn, aber letztlich zum Skippen einladend.
FAZIT: Dem selbst gewählten Anspruch, „das Radioprogramm vor mittelmäßigen, auto-getunten Twens und dem gruseligen EDM-Mist zu retten“ werden THE DARKNESS wohl nicht gerecht werden (vermutlich leider auch mangels Einsatz), eine hochamüsante, stellenweise mitreißende Alternative bietet „Pinewood Smile“ allemal. Die knappe Laufzeit von 36 Minuten betrachten wir freundlich als Hommage ans klassische Vinyl.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.11.2017
Frankie Poullain
Justin Hawkins, Dan Hawkins, Frankie Poullain, Rufus Tiger Taylor
Dan Hawkins, Justin Hawkins
Justin Hawkins
Rufus Tiger Taylor
Cooking Vinyl//Sony
36:31
06.10.2017