Angesichts der nicht nachlassenden Fülle von Seventies-beeinflussten Bands, die sich wöchentlich mit oft ihren allerersten Alben präsentieren und dabei viel gutes Handwerk, aber wenig Eigenständiges oder Nachhaltiges zeigen, verdreht man die Augen, wenn nun die nächste Combo solcherart aus den Niederlanden kommt. Bei THE DAWN BROTHERS handelt es sich um eine ordnungsgemäße Nostalgieveranstaltung, die ab und an auch bis in die 1960er zurückverweist, doch das zu erwähnen ist müßig.
Das Gute vorweg: THE DAWN BROTHERS haben rein gar nichts mit dem Wiederkäuen von Black-Sabbath-Riffs am Hut, sondern orientieren sich wenn überhaupt an England, dann am weiter in der Zeit zurückreichen Northern Soul und klasssischen Singer-Songwritern von der Insel. Dass da gleich der Opener 'Darling' auch von einem jungen Van Morrison stammen könnte, liegt ebenso nahe wie das Zitieren ganzer Klangkulissen von THEM wie in 'Stick Around' oder 'Vampire'.
Zwischendurch fühlt man sich andererseits an den kommerziellen Rockabilly des ollen Elvis erinnert, und maximal "modern" wird es, wenn THE DAWN BROTHERS aufgrund ihrer Vorliebe für mehrstimmige Gesangsharmonien Assoziationen zu FLEET FOXES oder BAND OF HEATHENS wecken. Unangenehm Indie-folkig wird es wohlgemerkt nie, denn "Stayin' Out Late", das vielleicht treffender "Come Too Late" hätte heißen sollen, ist von vorne bis hinten ein Musik gewordener Anachronismus.
FAZIT: THE DAWN BROTHERS legen hiermit ein Debütalbum mit allem Für und Wider vor. So frisch wie auf "Stayin' Out Late" wird das Quartett aus Rotterdamm nicht mehr klingen, und dass man dies mit eigenen Ohren bezeugt, dafür spricht eine ganze Menge, nämlich starke Songs zwischen US-Roots-Rock und dem Pop der Mittelschicht von Nachkriegs-England. Die Produktion stammt übrigens aus jenem Haus, das bei den Landsleuten DE WOLFF regelmäßig den guten Ton angibt, und dies passt ebenfalls treffend ins Bild. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/cc2353521f294b38bc55688360b33543" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.10.2017
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06.10.2017