Neue musikalische Nachrichten aus Finnland – UTU klingen vom Bandnamen her beinahe wie ein bei uns beheimateter Nachtvogel, der Uhu, aber auch ihre Musik voller Streicher, geheimnisvoller Electronics, natürlich einer Kantele und experimentellem weiblichem Gesang zwischen zärtlichen und bedrohlichen, fast aggressiven Tönen, atmet ein ähnliches Geheimnis wie die größte Eulenart, dem Vogel der Nacht. Bei UTU trifft nächtliches Flair auf seltsame Traumwelten, denen man mal entfliehen oder auch ganz tief in sie eintauchen will.
Mit „Pieces Of The Unknown“ schaffen die sieben finnischen Musiker ein Album, das besonders durch Kantele, Sansula und chinesische Guzheng finnisch-weltmusikalische Folk-Tradition mit progressiven, poppigen, klassischen und rockigen, aber ganz besonders auch elektronischen Klängen vereint. Gesanglich erinnert es in den Satz- und melodiösen Momenten an FIRST AID KID, solistisch manchmal an SUZANNE VEGA und ganz oft durch die vielfältigen Intonationen unterschiedlicher Art ausschließlich an eine charismatische Ausnahmeerscheinung – ihr Name: PETRA POUTANEN. Sie ist auch die Komponistin und Texterin aller Stücke und manchmal fragt man sich beim Hören von <a href="https://www.youtube.com/watch?v=G02u-NpKqs4" rel="nofollow">„Pieces Of The Unknown“</a>, was da alles in ihrem Kopf vorgehen muss, wenn sie solche Musik schafft.
So verwundert es nicht, wenn einige Titel beim ersten Hören durchaus verstörend wirken, wie beispielsweise „Plasterlove“ - und selbst <a href="https://www.youtube.com/watch?v=sOSPr_7JmvM" rel="nofollow">das dazu entwickelte Musik-Video</a> verstärkt diesen Eindruck noch deutlicher. Und ob wir UTU nach all diesen verwirrenden Musikeindrücken wirklich abnehmen, wenn sie uns mit ausgiebigen Streichern und wunderschönem Piano-Spiel den <a href="https://www.youtube.com/watch?v=U5RwvMTf3DE" rel="nofollow">„Safest Place“</a> zeigen und einräumen wollen, bleibt immer eine Sache des hörenden Betrachters. Wer vor Geheimnissen nicht zurückschreckt, die neben aller Faszination auch Bedrohliches in sich tragen, die müssen sich auf UTU einfach einlassen. Und langsam schließt der Uhu seine Augen und lauscht den nächtlichen Geräuschen, während ein <a href="https://www.youtube.com/watch?v=2GBB4D9Hth0" rel="nofollow">„Sailor‘s Wife“</a> ihren Klagesang erhebt, weil ihr Seemann in den Fluten versank, als er sich der Faszination der Sirenen-Gesänge nicht entziehen konnte. Ihr bester Freund sind am Ende eben doch die Sorgen – und die klingen nicht nur nach Melancholie und Trauer, sondern <a href="https://utuofficial.bandcamp.com/track/my-friend-sorrow" rel="nofollow">in ihren gut acht Minuten</a> auch nach dem Kampf zwischen Gut und Böse, der sich zu einem wahren Klagelied-Epos erhebt.
FAZIT: Die „Pieces Of The Unknown“ des finnischen Septetts UTU, welches sich nicht nach unserem Nachtvogel sondern „nebliges Wetter“ benannten, machen ihrem Bandnamen alle Ehre. Bedrohlich, getragen und düster, doch zugleich spannend und abwechslungsreich – aber immer mit einer gehörigen Portion Melancholie – klingt ihre Musik, in der sie die vielfältigsten Elemente von moderner Elektronik über progressiv Rockendes bis hin zu finnischem Folk vereinen. Traumhafte skandinavische Musik – offen für viele Experimente – aus der man durchaus auch schweißgebadet wieder aufwachen kann.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.03.2017
Tony Sikström
Petra Poutanen
Teemu Kiiskilä
Margit Urantowka
Aku-Pekka Kurjenniemi
Petra Poutanen (Kantele, Guzheng), Iida Savolainen (Viola), Katri Antikainen (Cello)
Luova Records
48:29
01.04.2016