Das niederländische Phänomen VANDERLINDE reicht wie aus dem Nichts einen Doppeldecker ein, der sich gewaschen hat und stimmig strukturiert dargereicht wird: Die ersten sechs Stücke sind brandneu, woraufhin bis zu Nummer 16 eine Zusammenstellung der vermeintlich besten Weichzeichner der Band folgt, ehe eine weitere "Best Of" - die härteren Tracks im Repertoire - den Abschluss bildet.
Im Grunde haben VANDERLINDE mit "Devil's Trail" eine EP veröffentlicht, die einen beträchtlichen Mehrwert bietet, vor allem für Noch-nicht-Freunde der Gruppe, an welcher man schließlich so einiges gut finden darf. Bei so viel Material kann allerdings nicht alles Gold sein, was glänzt, und genaugenommen ist bereits das eröffnende Song-Sextett nicht ohne Zweifel erhaben.
Der Opener 'Florescent light' plätschert zu öde einher, wohingegen die Balladen 'Love accordingly' und 'Embrace the rain' - teils mit Geige und Akkordeon - überraschen wie begeistern. 'I Will weep tonight' nimmt dann genauso wie das flockige 'While the devil deals' vorweg, was der zweite Teil der Kompilierung in geballter Form bietet. 'What if I told' you wiederum hätte ungeachtet des saftigen Solos mehr Härte vertragen - ein generelles Bedürfnis, das man beim Hören des "Albums" verspürt. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/17747b4b575941a7863ad892b17e6769" width="1" height="1" alt="">
Die paar exklusiven Alternativversionen (zur Single gekürzte Tracks und auf der Akustischen vorgetragene Rockstücke) machen den Bock weniger fett als das dezent perkussive Steel-Guitar-Highlight 'Child of tomorrow', die Streicher-Akustikgitarren-Eloge 'Oh America' und das besonders zarte 'Perfect sadness' mit Seventies-R'n'B'-Vibes - vorausgesetzt, man kennt sie alle noch nicht aus der bisherigen Diskografie des Projekts.
Andererseits beeindrucken VANDERLINDE als souveräne Komponisten klassischer Drei-Minuten-Stücke, was aber beispielsweise die Banjo-Virtuosität des mit fetten Powerchords unterlegten 'She's rock 'n' roll' ebenso wenig ausschließt wie ein nachgerade orchestrales 'Wind and rain' oder den wippenden Riffer 'Killing the man' mit Chorgesang. Hinzu kommen drei Live-Mitschnitte im nicht ganz optimalen, aber zumindest authentischen Sound. Authentisch … eigentlich auch das treffende Wort, um VANDERLINDE allgemein auf den Punkt zu bringen.
FAZIT: Smart inszenierte Nabelschau von Arjan Vanderlinde und Konsorten - "Devil's Trails" bietet Americana, Country, Southern Rock und etwa AOR in einer einnehmenden Mischung ohne aufgesetztes Yankeetum. Wer diese Musik in allerbester Form hören möchte (auch wenn sie aus Europa kommt), ist hiermit bestens bedient und freut sich doppelt, wenn er VANDERLINDE noch nicht kennt.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.02.2017
Arjan Vanderlinde
Arjan Vanderlinde, Wietze Koning,, Bart Schwertmann
Arjan Vanderlinde, Wietze Koning,, Bart Schwertmann
Mark Eshuis
Snakebite
124:25
27.01.2017