Wir schwelgen heutzutage doch so gerne in Erinnerungen, um oftmals dabei zu dem Ergebnis zu gelangen: „Früher war alles besser!“ Das gilt für den Alltag genauso wie für die Kultur und Kunst und ganz speziell natürlich für die Musik! Und genau dieses Vorurteil wird nun auf sehr einfallsreiche Art von PROFESSOR BOP mit „Down At The Ugly Men‘s Lounge – Vol. 1 & 2“ bedient. Nun liegt es an den Hörern selbst, ob sie sich dabei bestätigt oder unbestätigt fühlen, wenn sie die Musik aus der Lounge der verkommenen Leute hören. Eigene Erinnerungen werden allerdings kaum noch geweckt, denn alle anrüchigen Songs dieser beiden Zusammenstellungen haben bereits zwischen 55 und 64 Jahre auf ihrem Musik-Buckel und wurden für diese Sampler in sehr guter Sound-Qualität wiederaufgearbeitet. Die Musik bewegt sich zwischen „Rhythm & Roll! Tropical Tempos! Exotic Dancing! und Popcorn!“, wie uns der Aufdruck auf den Alben-Covern sofort verrät.
Die Idee hinter den beiden Zusammenstellungen verrät uns dann Prof. Bop noch genauer, indem er feststellt: „Unsere Jukebox ist gespickt mit Preziosen der Musikgeschichte bis 1962: Rock & Roll, Rhythm & Blues, Mambos, Cha Chas, Exotisches, unglaublich Seltsames. Die Musikgeschichte birgt mehr Geheimnisse als sie glauben... ‚Down At The Ugly Men‘s Lounge‘ ist gerne behilflich, einige von ihnen aufzudecken. Zum Hören und Tanzen genügen unsere grandios zusammengestellten Zehn-Zoll-Langspielplatten. Zum Nachlesen der Fakten über die Künstler gibt es die Website www.uglymenslounge.com.“, die im oberen Bereich bei uns als Link zu finden ist.
So begeben sich die Hörer von „Down At The Ugly Men‘s Lounge – Vol. 1 & 2“ nicht nur auf eine spannende musikalische Entdeckungsreise, sondern dürfen auch in den wirklich verrücktesten Musiker-Biografien stöbern, wie beispielsweise der von <a href="https://www.youtube.com/watch?v=03dtVFZblj8" rel="nofollow">CRAZY JOSÉ</a> und der Feststellung, dass man hinter dem Pseudonym nicht Genaueres entdecken kann, aber im Jahr 1959 bei dem „Tea House Blues“ das „Konzept der durchgeknallten Rock-Chas mit verstimmtem Piano“ voll aufging oder sich hinter <a href="https://www.youtube.com/watch?v=wEvMHcXoVRw" rel="nofollow">BRUNO, HIS GUITAR & HIS BRUNOS</a> eins der „größten Rätsel der Musikgeschichte“ verbirgt.
Natürlich wird diese Review nicht zu viel verraten, denn auf diese Entdeckungsreise sollte jeder selber gehen – und so viel sei versprochen: Er wird verdammt viel Spaß daran haben und überrascht sein, was für beachtliche Musik und welch freche Texte aus dieser Zeit stammen. Von wegen Prüde, ha, da holt das <a href="https://www.youtube.com/watch?v=MB4dWYYXxho" rel="nofollow">MIKE PEDICIN Quintet doch am besten gleich seinen „The Dickie-Doo“</a> raus.
FAZIT: Verrückte Musikideen müssen honoriert werden – und die des PROFESSOR BOP und seiner „Down At The Ugly Men‘s Lounge – Vol. 1 & 2“, eine Zusammenstellungen mit Rhythm & Blues, Rock & Roll, Latin & Easy Listening, Exotica, aber auch Soul & Jazzklänge sowie viel Seltsamem der Jahre 1953 bis 1962, ist besonders verrückt. Noch dazu gibt‘s die Aufnahmen des ersten und zweiten Teils jeweils als 10-Inch-Vinyl mit beigelegter CD. Spaß und großartige Erinnerungen an eine Zeit, in der angeblich „alles besser“ war, sind garantiert.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.08.2017
Roof Records/Rough Trade
68:14
30.06.2017