Hehres Anliegen, Umsetzung misslungen. Wenn ich für irgendetwas spenden will, kaufe ich keine Benefiz-CD mit überwiegend unhörbarem Gedümpel, sondern gebe mein Geld direkt dorthin, wo ich es sinnvoll investiert haben möchte.
Die Macher von "Every Life Counts" haben einen Haufen Hinterhof-Kapellen zusammengestellt und noch VYRE dazugenommen, eine Gruppe abgewanderter Musiker von EIS/GEIST, diei die mit Abstand professionellste Band auf dieser Compilation sind und mit ihrem gewollt "progressiven" Black-Metal gar nicht ins Bild passen. Der Gesamteindruck wäre aber auch ohne sie völlig inkongruent, ganz zu schweigen von der Substanz des Gewählten generell.
'Fox Hunt' als Auftakt stellt uns die stumpen FOXGLOVE vor, denen später mit BULLFINCH eine stilistisch ähnlich geartete und genauso einfallslose Combo folgen wird. IN SEARCH OF A ROSE gefallen an zweiter Stelle tatsächlich - mit geschmackvollem Folk Rock/Punk inklusive Heartland-Schlagseite abseits der gängigen Stereotypen, aber das war's dann wieder mit dem Schönklang …
PROJEKTGRUPPE DIE BAND machen dilettantischen deutschsprachiger Singer-Songwriter-Kram der balladesken Sorte - hier ist der Text das Beste, wohingegen IN CHAINS mit der Sängerin der Bierzelt-Band vom letzten Stadtfest aufspielen und der Brüll-Rock von THORN STEP sowie 68 FL:OZ ohne jegliche Inspiration, geschweige denn handwerkliche Qualitäten daherkommt. 4KNOX verärgern in einem anderen Genre (Punk) mit der ewigen E-C-D-E-Akkordkadenz und einem kackfrechen Proberaum-Sound, der die mangelnden kompositorischen Ideen der Macher noch stärker hervorhebt, als sie ohnehin schon erkennbar sind.
Holprige in der gleichen Szene geht es weiter: Deutschpunk von MANU (schauerlicher Text und Gesang), und das Ganze noch einmal in Englisch von THE USCHI OBERMAIER EXPERIENCE flott und melodisch bzw. recht annehmbar, wäre der nervige Frontmann nicht. EWING OIL treten mit ihrem Stoner Rock ebenfalls aufs Gaspedal und leiden unter einem verkrampften Sänger, ganz zu schweigen von ihrer nicht vorhandenen Originalität. Über den hysterischen Grindcore-Quatsch von KISHOTE hüllen wir den Mantel des Schweigens; die von einem schmissigen Kontrabass angetriebenen THE HERPEROIDZ machen ihre guten Ansätze trotz Rockabilly-Swing mit einem Nicht-Sänger kaputt.
Dem Fass den Boden aus schlagen SLEEPING GOD mit Emo-Rotz zwischen Schreien und Jammern nebst Metalcore-Wendungen vom Übelsten, was auch für LINASLEBEN gilt. Die gewollt modernen "Alternative" Rocker CLOCK:WISE (mit Sängerin) kranken an einem indiskutablen Sound und generell musikalischer Hemdsärmeligkeit vom Songwriting bis zum Spiel Ein paar Ecken und Kanten sind ja charmant, doch die hier vertretenen Bands haben eindeutig zu viele davon.
FAZIT: Ein Haufen Bands, die nicht reif für die Öffentlichkeit sind, machen dieses akustische Unterfangen zu Rohstoff-Verschwendung; da hätte man die Kohle fürs Pressen besser gleich zum Spenden für die Krebshilfe aufgewandt. Bitte nicht kaufen, so hart sich diese Bitte auch liest.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.11.2017
Dedication Records
66:38
03.11.2017