Dass man sich unter Konsumenten, die sich größtenteils aus Hartwurst-Essern zusammensetzen, aufs Glatteis begibt, wenn man Mainstream-Songs mit verzerrten Klampfen interpretiert, versteht sich von selbst , doch die Reihe "Punk Goes Pop" scheint verkaufstechnisch Erfolg zu versprechen, da sie 2017 in die siebte Runde geht. Besser als die Beiträge auf vorangegangenen Veröffentlichungen wird das auf "Vol. 7" dadurch aber nicht.
Die relativ schwach leuchtenden Lichter, welche die Macher auf der siebten Compilation unter dem Motto "Punk Goes Pop" versammelt haben (STATE CHAMPS, EAT YOUR HEART OUT), orientieren sich an den Fließbandproduktionen bekannterer Mallcore-Acts und katapultieren sich dadurch in die klangliche Beliebigkeit. Das passt zu ihren Bearbeitungen, denn dabei fiel die Wahl ausnahmslos auf Chart-Stangenware oder kompositionen von Möchtegern-Popstars mit dürftigem kommerziellen Profil.
Etabliertere Acts wie DANCE GAVIN DANCE, deren mathematische und jazzige Momente beim Covern von Bruno Mars' 'That's What I Like' völlig außen vor bleiben, stehen nicht einmal besser da als ihre weniger bekannten Kollegen. THE PLOT IN YOUs und ICE NINE KILLS' völlig verschmalzte Interpretationen sind zwar die Tiefpunkte des Samplers, aber im Grunde beschreibt "Punk Goes Pop Vol. 7" die Spannungskurve eines klug konzipierten Albums aus Songs ein und derselben Combo (treibender Beginn dann stille Momente und eher im mittleren Tempobereich angesiedelte Tracks). Das ist allerdings auch der einzige Vorzug der Platte.
On so gut wie allen Stücken gehen pseudo-aggressives Blöken und Schreien mit Karies verursachendem Schmalz ('Gangsta' von NEW YEARS DAY, im Original von Kehlani) einher, wobei das unverblümt kitschige 'Shape Of You' on Ed Sheeran noch die erträglichste Bearbeitung ist. Auch SEAWAY versuchen löblicherweise gar nicht erst, das zarte Ausgangsmaterial der Chainsmokers mit Wutschnauben in Einklang zu bringen.
Nebenbei bemerkt darf man von Adele halten, was man will, aber ein im Guten wie Schlechten professionelles Pop-Juwel wie die Ballade 'When We Were Young' dermaßen lieblos herunterzuspielen wie Andy Black heißt, den Urhebern nicht gerecht zu werden. Solche Respektlosigkeit macht die Teilnehmer an diesem scheinbaren Dauerprojekt umso unsympathischer, falls man nicht bereits beim ersten Einsatz von AutoTune-Gesang abgeschaltet hat.
FAZIT: "Punk Goes Pop" bleibt billig wie das gesamte Layout der jeweiligen CDs. Die Ideengeber führen das Konzept "Punk" ad absurdum, indem sie überwiegend aus der Metalcore-Szene (und darin allenthalben der zweiten Liga) schöpfen, und lassen ihre gewählten Acts das verunglimpfen, was "ernste" Popper wie Zayn oder Shawn Mendes mit voller Überzeugung performen. Solch ätzend ironischer Rotz würde in einer besseren Welt verboten.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.08.2017
Spinefarm / Universal
48:52
04.08.2017