Ein verwirrender Album-Titel bei all den „frühen musikalischen Tagen“, die man so in seinem lebensbejahenden, musikbesessenen Werdegang zurückgelegt hat und der sich in der schrecklichen deutschen Format-Radio-Landschaft einfach nicht widerspiegelt.
Zum Glück gibt es ja noch den deutlich konkreteren Untertitel: „Die Compilation zu den Goldenen Zeiten der Indie-Disco“ - na, das schafft doch Klarheit. Zurück also in die frühen 80er-Jahre, als Deutschland von der Neuen Deutschen Welle und die anglo-amerikanschen, noch nicht Brexit-gequälten englischsprachigen Zeitgenossen von der New Wave überflutet wurden.
Hätten wir damals gedacht, <a href="https://www.youtube.com/playlist?list=PLA2j0hsnJFp_XSypqTcYpcaDUnhfTx8lK" rel="nofollow">dass solche Musik</a> einen wirklich langen Haltbarkeitswert hat und einige der Songs aus dieser Zeit sogar echte Evergreens werden würden?
Oder dass noch Jahre später bis in die Gegenwart die Fahne des Indie-Rocks – obwohl der im Radio kaum noch stattfindet – von jungen Bands voller Elan rotzig und trotzig weiter hochgehalten wird?
Mit „The Early Days“ gibt es nun eine farbenfrohe Doppel-LP im wortwörtlich doppelten Sinne, denn nicht nur die abwechslungsreiche Musikzusammenstellung aus den Jahren 1980 bis 2010 besticht durch ihren musikalische Vielfalt, auch das Vinyl wartet in zwei unterschiedlichen Farbgebungen auf: grün und pink.
Auch wenn es kaum vorstellbar ist, dass Freunde dieser Musikrichtung keinen Plattenspieler zu Hause stehen haben, so gibt es für diese Exoten das insgesamt 22 Song starke Album auch als Doppel-CD.
Die leidenschaftlichen Liebhaber aber dürfen sich gleich auf die „Limited Edition“ mit LP, JOY DIVISION-Beutel sowie dem sehenswerten Film „Control“ von ANTON CORBIJN, in dem es um die tragische Lebensgeschichte des JOY DIVISION-Sängers Ian Curtis geht, stürzen.
Bei allen Versionen ist zugleich ein umfangreiches Booklet mit einem Vorwort von DRANGSAL, die sich als Erbe dieser Musik verstehen und verschiedenen Anekdoten der Bands, wie TOCOTRONIC, ABAY, MARTHA & THE MUFFINS usw., enthalten.
Selbst live kann die Veröffentlichung des Samplers genossen werden, wenn ab dem 30. Juni die offiziellen Release-Partys beginnen, die in Bochum, Berlin, Köln, Dresden, Hamburg, Chemnitz, Nürnberg und Göttingen stattfinden.
Die Musik auf „The Early Days“ ist sehr breitgefächert und erstreckt sich natürlich mit <a href="https://www.youtube.com/watch?v=6dBt3mJtgJc" rel="nofollow">„Transmission“ von der Indie-Rock-Legende JOY DIVISION</a> beginnend über <a href="https://www.youtube.com/watch?v=5GOmeFY6F-U" rel="nofollow">„Jumping Someone Else‘s Train“ von THE CURE</a> sowie <a href="https://www.youtube.com/watch?v=W5BZOF8t80k" rel="nofollow">TUXEDOMOONs „No Tears“</a> und den NDW-Klassikern wie <a href="https://www.youtube.com/watch?v=t_G6DfPyBIM" rel="nofollow">IDEALs „Blaue Augen“</a> oder <a href="https://www.youtube.com/watch?v=EkxfGQ4TqaI" rel="nofollow">„Berühren“ von PROFIL</a> und den <a href="https://www.youtube.com/watch?v=HGp0saNoUYY" rel="nofollow">„Fake Boys“ der ROBOCOP KRAUS</a> bis hin zu den modernen Nummern von den <a href="https://www.youtube.com/watch?v=-D1HE25I2AQ" rel="nofollow">EDITORS mit „All Sparks“</a> und <a href="https://www.youtube.com/watch?v=s9gSx8hv6mE" rel="nofollow">FOALS‘ „Two Steps Twice“</a>.
Die Ursprungsidee hinter diesem Sampler basiert auf der Zusammenarbeit des Indie-Labels „Unter Schafen Records“ und deren Betreiber Timo Löwenstein“ (Ha, hier trifft also der Löwe(nstein) auf die Schafe – was Musik doch alles möglich macht!), die sich mit King Kong Kicks, eine Partyreihe, die seit Jahren deutschlandweit Indie-Parties veranstaltet, zusammentaten und ihre spezielle Wunschplaylist aus 30 Jahren Indie-Musikgeschichte zusammenstellten. Das Ergebnis war am Ende „The Early Days“, auf dem zugleich viele Songs enthalten sind, die heutzutage kaum noch erhältlich sind. Welthits treffen also auf Deep Cuts – eine mehr als lohnenswerte Geschichte des Indie Rocks! Punkt. Aus. Das war auch das FAZIT!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.06.2017
Unter Schafen Records/Alive
83:06
30.06.2017