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Volker: Dead Doll

Stil: Death Rock, Cold Wave, Horror Punk, 90s Rock

Cover: Volker: Dead Doll

Hmm, schon wieder so eine B-Movie-Okkultrock-Truppe mit mäßig begabter Fronthexe, dachte ich, während ich wartete, bis sich mein CD-Spieler eingesirrt hatte - und mir von der nächsten Sekunde an eine äußerst angenehme Überraschung bereitete. Denn was hinter dem (nun ja, zumindest ungewöhnlichen) Namen VOLKER firmiert, und mit "Dead Doll" nach einer EP sein erstes Album veröffentlicht hat, ist ganz offenbar ein Zusammenschluss von erfahrenen Musikern, gesegnet mit einer vielseitigen und markanten Sängerin, die offenbar an akutem Ideenstau litten: Denn auf der dreiviertel Stunde des Albums finden sich nur äußerst selten Momente, die man missen möchte.

"Death Rock, Cold Wave, Horror Punk und 90er Classic Rock" - so beschreibt die Band sich selbst und beweist auch mit dieser treffenden Zusammenstellung, dass sie weiß, wovon sie spricht. Manchmal auch Stoner Rock, Black'n'Roll und eine Prise Modern Metal; trotzdem kommt nie ein Gefühl von Zusammenhanglosigkeit auf, Langeweile schon gar nicht. Daran ist zum einen das Songwriting schuld, das sich durchgehend auf metallische Energieträger stützt, diesen ernsthaften Koloss aber mit einem antreibenden Fokus auf Simplizität und eingängigen Momentaufnahmen auf gerader Bahn hält und sichtlich darum bemüht ist, sich nicht zu wiederholen. Zum anderen ist es natürlich das weibliche Aushängeschild von VOLKER, Jen Nyx mit Künstlernamen, deren visuelle Präsenz sich durchaus mit ihrer schillernden Gesangsdarbietung deckt. Klar, dass man jemandem, der Klargesang auf einer Skala von Beth Gibbons bis Jonathan Davis und Schreigesang von Kurt Cobain-Plärre über gewaltsames Artikulieren a la Harriet Hyde von BLACK MOTH bis hin zu veritablem Growlen beherrscht, gerne zuhört, oder?

"Neagtive Waves": In dunklen Farben gehalten gibt sich der Song durchweg unberechenbar, sowohl was die Melodieführung, als auch was die plötzlichen Eruptionen des Gesangs in peitschende Schreie angeht. Die Gitarren verbreiten abwechselnd tremolierende Kälte und Bewegungsbedürfnis durch fordernd rotierende Riffs. Und warum nicht mal einen Blastbeat setzen, wenn's passt?

"Yell": Fällt aus dem ohnehin großen Rahmen, lässt sich lange Zeit, in dräuendem Piano Spannung aufzubauen und entlädt sich dann in einem weitläufigen, leicht verwaschenen und angedeutet hymnischen Refrain.

"In Black and White": Große Melodien, euphorisierende Wirkung, in knackigen zweieinhalb Minuten zu Papier gebracht. Erinnert ein wenig an PLACEBO, nur mit mehr Schmackes, nicht nur, was den Gesang betrifft.

Noch mehr Beschreibung braucht es wahrscheinlich nicht und so schließen wir nun,

FAZIT: ...dass VOLKER sich da ein wirklich starkes Stück geleistet haben. "Dead Doll" klingt ausgefuchst und unbeschwert, gereift, aber kein bisschen nach Käsefüßen - und vor allem nicht nach Klischee. Französische Qualitätsware an der Schnittstelle zwischen Rock und Metal.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.10.2017

Tracklist

  1. Freaky Bride
  2. Obey!
  3. Negative Waves
  4. Suicide Love Addict
  5. Black Sunday
  6. Yell
  7. Voodo Baby
  8. In Black and White
  9. Would You Play with Me
  10. It Summons Me to Follow
  11. Raven
  12. Yell Remix (Cnx Remix)

Besetzung

  • Bass

    M.P.

  • Gesang

    Jen Nyx

  • Gitarre

    U.W.

  • Schlagzeug

    J.A.

Sonstiges

  • Label

    Overpowerd Records

  • Spieldauer

    45:42

  • Erscheinungsdatum

    23.06.2017

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