„‘Red Sea‘ ist ein Album für alle Hardrock-Enthusiasten und Genießer von zeitgenössischer Musik. Aufregung ist die einzige Botschaft. Höre dieses Album LAUT!“
Genau das sind die letzten Sätze, welche man im Inneren der aufgeklappten LP-Hülle lesen kann. Worte, die alles aussagen, was einen beim Hören dieses Albums um den ehemaligen DEEP PURPLE-Bassisten und „Let‘s Go To San Francisco“-FLOWERPOT MEN, NICK SIMPER, erwartet. Der pure Purple-Geist und ein paar Blumentopf-Wellen treiben musikalische über das „Rote WARHORSE-Meer“!
Und wir gehen glücklich darin unter – so viel sei vorab schon einmal klargestellt!
„Red Sea“ aus dem Jahr 1972 ist das zweite Album des Purple-Bassisten, nachdem er 1969 die Band verließ (oder besser gesagt wohl gemeinsam mit ROD EVEANS gefeuert wurde), WARHORSE gegründet sowie 1970 bereits <a href="http://musikreviews.de/reviews/2016/Warhorse/Warhorse-1970-Half-Speed-Remaster/" rel="nofollow">das erste Album „Warhorse“</a> mit ihnen herausgebracht hatte und sogar am <a href="https://www.youtube.com/watch?v=Q9p3Qqhzl2A" rel="nofollow">25. Juni 1971 mit dem Song „Ritual“ im BEATCLUB</a> aufgetreten war.
Allerdings gab es im Vergleich zu Album Nummer 1 bereits die erste Umbesetzung – der Gitarrist PETER PARKS von BLACK AUGUST ersetzte Ged Peck und durfte auch gleich ein riesiges Solo auf dem achtminutigen Longtrack der A-Seite beisteuern. <a href="https://www.youtube.com/watch?v=hZkgiNCDC-Q" rel="nofollow">„Back In Time“</a> wartet also mit einem unglaublichen E-Gitarren-Solo auf und erinnert zugleich an „Mandrake Root“, einen Song, den Simper auch bei DEEP PURPLEs Debüt-Album „Shades Of Deep Purple“ mit eingespielt hatte und der jedes DEEP PURPLE-Album zu einem wahren Glanzstück werden lassen würde.
Auf dem achtminutigen „Mouthpiece“, dem zweiten Titel der B-Seite, gibt‘s dann auch noch ein ähnlich langes, genauso schwer beeindruckendes Schlagzeug-Solo!
Hardrock-Herz, was willst du mehr?!?!
Spätestens nach dem ersten Hördurchgang von „Red Sea“ bemerkt man schon, wie deutlich die Band um den Ex-Deep-Purple-Bassisten NICK SIMPER unterschätzt wurde. Denn würde man <a href="https://www.youtube.com/watch?v=6GrkmaCS_CA" rel="nofollow">„Red Sea“ aus dem Jahr 1972</a> dem im gleichen Jahr erschienenen „Machine Head“ von DEEP PURPLE gegenüberstellen – es würde daneben nicht untergehen, gerade weil auch ein ASHLEY HOLT – neben IAN GILLAN einer der besten britischen Rock-Sänger - am Mikro steht, selbst wenn „Red Sea“ nicht ganz die Härte und den Druck des insgesamt erfolgreichsten Purple-Kult-Albums mitbringt.
Selbst vor einer SHIRLEY BASSEY-Cover-Version am Ende ihres Albums schrecken WARHORSE nicht zurück – und schaffen es tatsächlich, der Bar-Jazz-Nummer „I (Who Have Nothing)“ gehöriges Hardrock-Flair einzuhauchen.
Unfassbar, dass „Red Sea“ neben „Machine Head“ trotzdem dermaßen im roten Meer unterging und in Bedeutungslosigkeit verschwand, während DEEP PURPLE mit ihren Maschinen-Köpfen durch die Decke gingen!
Grund dafür war nicht etwa die schwache Qualität des Albums, sondern die schlechte Promotion seitens ihres Labels Vertigo dafür. Damit wurde zugleich das Ende von WARHORSE eingeläutet. Und als dann auch noch ASHLEY HOLT als Sänger für „Journey To The Centre Of The Earth“ von RICK WAKEMAN erst ausgeborgt und dann gänzlich übernommen wurde, war dies zugleich im Mai 1974 das Aus für die Band.
Doch dank Repertoire Records gibt‘s das seit Ewigkeiten vergriffene und für horrende Preise auf dem Schwarzmarkt gehandelte „Red Sea“ (Nachdem zuvor dort auch „Warhorse“ neu veröffentlicht wurde!) endlich wieder als LP-Version allererster Güteklasse zu erstehen!
Das heißt im Detail, dass nicht nur das LP-Cover in liebevoller Handarbeit genau nach den Vorgaben der 60er- bzw. 70er-Jahre (samt dicker Pappe) gefertigt wurde, sondern auch der Klang wurde dermaßen faszinierend in den Abbey Road Studios im Half-Speed-Mastering auf 180g-Vinyl gepresst, dass einem beim Hören die Ohren glühen vor all den wilden Stereo-Effekten und den perfekt abgemischten Laut-Leise-Pegeln!
Also nicht vergessen: LAUT hören!
Leider lösten sich schon zwei Jahre später WARHORSE, die RAINBOW und WHITESNAKE im Grunde für alle Ur-Purple-Affinen weit hätten überflügeln können, nach weiteren Umbesetzungen auf. Eine traurige Tatsache, die man leider zu akzeptieren hat, so schwer das auch nach diesem großartigen Album fällt!
FAZIT: „Red Sea“ von WARHORSE, der Band des ehemaligen Deep-Purple-Bassisten NICK SIMPER, ist ein kleines Meisterwerk des Hardrocks, das völlig zu unrecht neben dem im gleichen Jahr 1972 veröffentlichten „Machine Head“ in Bedeutungslosigkeit verschwand. Dafür aber hat Repertoire Records mit dieser im Half-Speed-Mastering 180g-Vinyl-Neuveröffentlichung dem Album endlich die Anerkennung zuteil werden lassen, welche es in diesem Maße längst verdient hätte!
PS: Übrigens gibt es von „Red Sea“ auch eine CD-Variante, die neben dem Original-Album als Boni eine Live- („Ritual“) und fünf Demo-Versionen („Bad Time“, „She Was My Friend“, „Gypsy Dancer“, „House Of Dolls“ und „Standing Right Behind You“) enthält, die ebenso lohnenswert sind, und für Sammler rund um alles, was aus dem Hause DEEP PURPLE kommt, wohl unerlässlich ist!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.01.2017
Nick Simper
Ashley Holt
Peter Parks
Frank Wilson
Mac Poole
Repertoire Records
40:59
01.05.2015